Hans-Jürgen Burchardt (Hg.)
Sachbuch. Campus Verlag, Frankfurt 2009, 336 Seiten, € 34,90
Der von dem Professor für Internationale Beziehungen an der Universität Kassel herausgegebene Sammelband besteht aus Beiträgen, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln eine kritisch-wissenschaftliche Analyse der Nord-Süd-Beziehungen durchführen. Mit einem starken Fokus auf Nicht-OECD-Länder nehmen zwölf AutorInnen in ihren theoretischen Auseinandersetzungen mit Begrifflichkeiten wie „Dritte Welt“, „Fragile Länder“, „Governance“, aber auch „Demokratie und Entwicklung“ bewusst Abstand von einem eurozentristischen und liberalen Verständnis als Referenzpunkt.
Der erste Teil des Buches beschäftigt sich damit, das westliche Konzept von Demokratie und Staat sowie den Diskurswandel von der Staatsentwicklung bis zur Einführung der Sicherheitspolitik und die daraus entstehende Neue Weltordnung darzustellen.
Nicht-OECD-Länder laufen mit ihrer nicht-westlichen Perspektive von Regieren, Demokratie und Staatlichkeit Gefahr, als defizitär kategorisiert zu werden. Um von diesen „Defizit-Typologisierungen“ Abstand zu nehmen, betont Burchardt in seinen beiden Beiträgen die Notwendigkeit, eine Analyse der Weltpolitik gemeinsam mit den Ländern der „Dritten Welt“ durchzuführen. Er plädiert dabei vehement dafür, „die Partikularitäten der Demokratie in den Ländern des Südens direkt als das zu analysieren, als das sie sich primär manifestieren: als politische Herrschaft“.
Der zweite Teil des Buchs beschäftigt sich weiters mit der Weltpolitik und setzt sich kritisch mit der Frage der nachhaltigen Entwicklung (R. Mayntz), der Komplexität globaler Klimapolitik und den daraus entstehenden Konflikten aus der Nord-Süd Perspektive (Dietz) auseinander.
Die im Buch vorgestellten Ansätze für ein anderes Verständnis der Weltpolitik und die bisher unzureichend betrachteten „Realitäten“ der Länder des Südens ermöglichen eine neue Basis zur Analyse der Konzepte von Demokratie, Staatlichkeit und Regierung aus nicht-eurozentristischer Perspektive.
Auch wenn die AutorInnen ausschließlich aus OECD-Ländern bzw. Ländern des Nordens kommen, gelingt ihnen dennoch ein differenzierter Blick auf die politischen Diskurse und die damit verbundenen Ungleichheiten in der Beziehung zu den Ländern der „Peripherie“. Eine insgesamt begrüßenswerte Herangehensweise angesichts der Hegemonie des OECD-Leitbilds zur Wahrnehmung der Weltordnung!