Gstanzln, Ländlermusik, nordische Inspirationen und neue Mundarttexte strahlen zeitlose Schönheit aus.
Laufend erscheint neue Musik mit ernstzunehmenden volksmusikalischen Klängen, sensibel nachempfunden oder neuinterpretiert. Oder einfach gleich ganz neu erfunden. Am Beginn steht Hans Peter Falkner, eigentlich weltbekannter Ziehharmonika-Spieler vom längst legendären, oberösterreichischen Duo Attwenger. Diese sind zweifellos Pioniere der sogenannten neuen Volksmusik, bis heute vielseitig und innovativ. Hier aber legt Falkner ein „Best of“ seiner Gstanzl-Sammlung vor. Bodenständige Zeilen, die sich in einer wunderschönen, bibliophilen Buchausgabe finden. Sie nennt sich „890 Gstanzln“ und ist beim Verlag Bibliothek der Provinz erhältlich. Beigelegt ist eine CD mit entsprechenden Hörbeispielen, wo Falkner mit verschiedenen Besetzungen – oft mit Familienmitgliedern – zu hören ist.
Vergessene Schätze. Nach langer Vorbereitungszeit und etlichen Konzerten ist vom Duo Martina Rittmansberger und Walther Soyka eine CD mit dem Titel „Zwirn“ erschienen (Non Food Factory, Vertrieb: Lotus). Die beiden bemühen sich mit Geige und Knopfharmonika um die Wiederbelebung der Ländlermusik aus dem 19. Jahrhundert. Studiert wurden Noten aus dem 20. Band der Reihe Corpus Musicae Popularis Austriacae. Es wurde so lange geprobt, bis Stücke von zeitloser Schönheit geschaffen wurden, die alles andere als eintönig klingen. Und dann ist da Ramsch & Rosen mit ihrem Album „Bergen“. (Lotus Records)
Nordische Klänge und Jodler. Julia Lacherstorfer mit Geige, Bratsche, Schellen, Trommeln, Heoh-Geige und Stimme, sowie Simon Zöchbauer mit Trompete, Zither, Shruti Box, elektrischer Tanpura und Stimme haben wieder einiges gefunden, was für sie passt und was sie so zusammenfügen, dass es auf einmalige Weise zusammenpasst. Für das experimentierfreudige, dennoch auf traditionellem Boden stehende Duo sind nordische Klänge und Jodler kein Widerspruch.
Poesie und Musik. Der Mundartpoet Wolfgang Kühn ist in letzter Zeit mit recht unterschiedlichen Projekten in Erscheinung getreten. Einmal mit der auf Non Food Factory erschienenen CD „Ka Gmahde Wiesn“ der Formation Zur Wachauerin. Neben seiner Sprechstimme ist hier das Gitarrenspiel der – sonst vornehmlich durch ihr Wirken in der Nu-Klezmer Band Niftys bekannten – Gitarristen Fabian Pollack und Michael Bruckner zu hören. Es finden sich Kompositionen fernab von Konventionen, erfrischend düstere Texte, die angenehm gemein sein können, vor allem aber ehrlich und bodenständig. Zuletzt ist „Wauns Amoi So Aufaungt“ (Preiser Records) mit der Singer-Songwriterin und Pianistin Irmie Vesselsky erschienen, wo englische Texte auf Waldviertler Mundart treffen dürfen. Keine Volksmusik, dafür einfühlsam und mit dem zum Nachdenken anregenden Song: „The Refugee In Me“.
Werner Leiss ist Musikkritiker des Südwind-Magazins und Redakteur des „Concerto“, Österreichs Musikmagazin für Jazz, Blues und Worldmusic.
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