Musik der weiten Welt

Von Werner Hörtner · · 2004/12

Weltmusik – was ist denn das? Als ich als zuständiger Redakteur für den vorliegenden Themenschwerpunkt mich näher und auch theoretisch mit der „Weltmusik“ zu beschäftigen begann, war mir eigentlich klar, worum es sich dabei handelt. Eben jene Musik, die ich schon seit vielen Jahren gerne höre und, wenn immer möglich, auch im Konzertsaal oder im verrauchten Café geniese: kubanische Rhythmen, chilenische Protestlieder, Obertonmusik aus Tuva, großartige Stimmen wie Miriam Makeba und Mercedes Sosa usw. Ich hatte mir eigentlich nie den Kopf darüber zerbrochen, ob dies und das noch zum Genre „Weltmusik“ gehört, wo dieses beginnt und wo es endet.

Dann ging es mir wie dem berühmten Tausendfüßler, der über den Mechanismus seiner Fortbewegung nachzudenken beginnt: Eine ziemliche Verunsicherung über diesen Begriff setzte sich in mir fest. Und die Suche einer Definition bei anderen Quellen brachte mich eigentlich auch nicht viel weiter. „… ein Sammelbegriff, auch für Grenzgänge und Neusynthesen zwischen verschiedenen neuen und traditionellen Stilen“, fand ich in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia; ähnlich nebulos und doch treffend schreibt die Frankfurter Rundschau: „Weltmusik ist das Zuhause der diffusen Sehnsüchte.“ Am meisten konnte ich mich aber mit der Formulierung der Wiener Kulturvermittlerin Sabina Schebrak anfreunden: „Weltmusik ist Musik, die mir die Welt ins Haus bringt, das Herz wärmt und den Geist beflügelt.“ Ich glaube, dieser kurzen subjektiven Definition werden sich die meisten unserer Leserinnen und Leser anschließen können – und schließlich sind sie meiner Einschätzung nach so etwas wie das Kernpublikum, das Modellpublikum für Weltmusik. Egal, ob es sich um Blues oder Klezmer, um Raï oder Quawwali oder um die „alpine Weltmusik“ eines Hubert von Goisern oder der Broadlahn handelt.
Ich wünsche mir nicht nur, dass sich auf den folgenden Seiten Ihr Begriff von Weltmusik klärt und festigt, sondern auch, dass Sie durch die stummen Buchstaben hindurch im Geiste etwas hören – und vielleicht sich auch das Herz wärmen lassen können. Und auch, dass Sie neugierig werden auf den großen Reichtum der Musiken dieser Welt.

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