Müttersterblichkeit – Fakten

Von Redaktion · · 2009/06

Bei keinem anderen Indikator der menschlichen Entwicklung ist die Kluft zwischen Nord und Süd so groß wie bei der Müttersterblichkeit. Das Risiko, während Schwangerschaft, Geburt oder Wochenbett zu sterben, beträgt in den reichen Ländern im Schnitt 1:8000, in den Entwicklungsländern 1:850 und in den am wenigsten entwickelten Ländern (LDC) 1:450.

Spitzenreiter und Nachzügler
Die Müttersterblichkeitsrate (MMR) gibt die Zahl der Müttersterbefälle pro 100.000 Lebendgeburten an; das Lebenszeitrisiko berücksichtigt zusätzlich die Fruchtbarkeitsrate.
Neun der zehn Länder mit dem höchsten Risiko für Mütter liegen in Afrika südlich der Sahara. In Irland ist es mit Abstand am sichersten, ein Kind zu gebären; Bosnien-Herzegowina liegt überraschenderweise an zweiter Stelle.



Was wird unter Müttersterblichkeit verstanden?
Als Müttersterbefall gilt auf internationaler Ebene der Tod jeder Frau während der Schwangerschaft oder innerhalb von 42 Tagen nach Beendigung der Schwangerschaft, unabhängig von Dauer und Sitz der Schwangerschaft. Dabei werden sowohl direkt als auch indirekt „gestationsbedingte“ Sterbefälle eingerechnet. Direkt gestationsbedingt sind solche, die als Folge von Komplikationen der Gestation (Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett), als Folge von Eingriffen, Unterlassungen, unsachgemäßer Behandlung oder als Folge einer Kausalkette auftreten, die von einem dieser Zustände ausgeht. Indirekt gestationsbedingt sind solche, die sich aus einer vorher bestehenden Krankheit oder aufgrund einer Krankheit ergeben, die sich während der Gestationsperiode entwickelt hat und die zwar nicht auf direkt gestationsbedingte Ursachen zurückgeht, aber durch physiologische Auswirkungen von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett verschlechtert wurde. (*)

(*) Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information; DIMDI 1995







Millenniums-Entwicklungsziel Müttersterblichkeit
Bei der Reduzierung der Müttersterblichkeit ging es langsamer voran als bei jedem anderen MDG, in Afrika südlich der Sahara beinahe überhaupt nicht. Das Ziel war, die weltweite Müttersterblichkeitsrate (MMR) zwischen 1990 und 2015 um drei Viertel zu senken.



Die Artikel dieses Themas wurden zuerst im Monatsmagazin „New Internationalist“ (Ausgabe 420, März 2009) veröffentlicht. Wir danken den KollegInnen in Oxford für die gute Zusammenarbeit. Der „New Internationalist“ kann unter der Adresse: Tower House, Lathkill Street, Market Harborough, Leicestershire LE16 9EF, England, U.K., bezogen werden. (Jahresabo: 37,85 Pfund; Telefon: 0044/ 171/82 28 99).
www.newint.org

Redaktionelle Bearbeitung und Kürzung der Artikel: Irmgard Kirchner. Übersetzung: Robert Poth.


UNICEF-Hinweis zur Datenqualität
Müttersterblichkeit ist sehr schwierig zu messen, und wenige Entwicklungsländer wissen genau, wie viele Frauen jedes Jahr während der Schwangerschaft, der Geburt oder im Wochenbett sterben. Um einen Sterbefall korrekt als Müttersterbefall einzustufen, braucht man Informationen über den Schwangerschaftsstatus, die Todesursache und wann nach dem Ende der Schwangerschaft der Tod eintrat. Z.B. könnte die Todesursache falsch klassifiziert werden, wenn die Schwangerschaft nicht bekannt war oder sich eine bereits bestehende Krankheit durch Schwangerschaft und Geburt verschlimmerte; es könnte auch Abneigung bestehen, durch Abtreibung verursachte Todesfälle als solche zu registrieren.
Schätzungen der Müttersterblichkeitsrate werden daher stets mit einem Unsicherheitsbereich angegeben. Dieser Unsicherheitsbereich ist hier besonders hoch (siehe Grafik), weshalb es auch schwierig ist, Trends der Müttersterblichkeitsrate zu berechnen.



Quellen:
UNICEF (Weltkinderhilfswerk) – Progress for Children. A Report Card on Maternal Mortality, No 7, September 2008. Download-Adresse: www.unicef.org/publications/index_45454.html
WHO, UNICEF, UNFPA und The World Bank, Details: www.childinfo.org

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