Wie ein friedliches Miteinander und gesellschaftlicher Zusammenhalt auf Graswurzelebene gefördert werden können, zeigen die Siegerprojekte des kürzlich verliehenen Intercultural Achievement Awards 2016.
Mit dem Intercultural Achievement Award (IAA) würdigt das Österreichische Außenministerium erfolgreiche, innovative Projekte im Bereich des interkulturellen Dialogs auf österreichischer und internationaler Ebene. 300 Projekte aus 30 Ländern hatten sich um die zum dritten Mal ausgelobte Auszeichnung in fünf Kategorien mit insgesamt 90.000 Euro Preisgeld beworben.
Dementsprechend „dankbar für die tollen Bewerbungen“ zeigte sich Außenminister Sebastian Kurz bei der Preisverleihung des IAA 2016 im Wiener Jazz und Music Club Porgy & Bess Anfang September. Die Auswahl der PreisträgerInnen zeigt: Der Dialog von Kulturen und Religionen findet meist nicht im gepflegten Salon statt, sondern in Situationen von Konflikten und Ungleichheit. Dass dabei nicht Kulturen, sondern Menschen aufeinander treffen, führten die RepräsentantInnen der Siegerprojekte bei der Preisverleihung vor Augen.
1 Indien. „Hingabe an das ärmste Kind“ („dedication to the last child“), Ghandis Motto, leite auch die Arbeit seiner Organisation Pratyek, erklärte Steve Rocha. Diese fördert seit 2013 Kinderrechte in ganz Indien. Das Projekt Art for Change in Neu-Delhi wurde mit dem Hauptpreis, der Kategorie Nachhaltigkeit des IAA, ausgezeichnet. Benachteiligte Kinder – Dalit und Kinder mit Migrationshintergrund – erhalten dabei eine Ausbildung in Schauspiel und Pantomime. Mit dem Gefühl für ihren Körper lernen sie auch, dass sie Rechte haben. Projektmitarbeiterin Ashta Pando erzählte vom elfjährigen Ram. Um von seinem winzigen Haus im Slum zur nächsten öffentlichen Toilette zu kommen, muss der Bub zwei gefährliche Straßen überqueren. Ram ist zu einem beeindruckenden Verfechter des Rechts auf saubere Toiletten geworden. Pratyek erhielt den IAA 2016 „für die konsequente Stärkung der Kinderrechte in der Gesellschaft durch die erfolgreiche Anwendung von Kunst als Mittel zum Dialog“.
2 Libanon. „Im Libanon, wo ein Viertel der Bevölkerung Flüchtlinge sind, ist es schwierig, über Integration zu sprechen“, erklärte Ruba Khoury, Vertreterin der International Orthodox Christian Charities. Schwierig sei es auch für Flüchtlinge, gesundes Essen zuzubereiten. Im Projekt Kochen für die Gemeinschaft versorgen Frauen mit unterschiedlichem religiösen Hintergrund 650 bedürftige syrische und libanesische Familien mit traditionellen syrischen und libanesischen Gerichten. Die interkulturelle Küche wurde mit dem IAA in der Kategorie „Aktualität“ ausgezeichnet.
3 Israel. „Man kann eine Ungerechtigkeit nicht mit einer anderen heilen.“ Yaniv Sagee, Vertreter von Givat Haviva, berührte mit seinem Statement. Sein Vater, Holocaust-Überlebender, hatte in Israel in einem Kibbuz seine erste Heimat gefunden. Dafür war die benachbarte arabische Siedlung zerstört worden. Im Projekt Educators for a Shared Society vermitteln PädagogInnen aus jüdischen und muslimischen Gemeinden das Konzept einer gemeinsamen Gesellschaft und veranschaulichen gemeinsame Werte, etwa durch den gegenseitigen Besuch religiöser Heiligtümer. Man müsse Menschen zur Kooperation erziehen, betonte Sagees arabischer Projektkollege Samer Atamni. Givat Haviva erhielt den IAA in der Kategorie „Innovation“ für die „innovative Idee, die regionale Identität unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen in Israel zu stärken und mit gesellschaftsübergreifenden Initiativen den interkulturellen Dialog zu fördern“.
4 Uganda. „Musik überwindet alle Grenzen“, bemerkte George William Akora, Leiter der Organisation YAWE (Youth & Women Empowerment Foundation). Akora meint damit Grenzen von Kulturen und Sprachen sowie die Ausgrenzung auf Grund von HIV. Akora nennt das, was im Projekt Education through Music, Dance and Drama to Promote Tolerance and Non-Discrimination gemacht wird, „Entertainment Education“. Jugendliche produzieren Musik, Tanz und Drama. Das Lokalradio verwendet die Produktionen für Bildungszwecke. Dafür erhielt YAWE den Preis in der Kategorie „Medien“: „Für die erfolgreiche Anwendung des universal zugänglichen Mediums Radio zur Förderung von interkulturellem Dialog durch kreative und künstlerische Inhalte.“
5 Österreich. Karima Aziz, Mitarbeiterin im interkulturellen Mädchenzentrum *peppa, das von der Caritas betrieben wird, hatte eine treue Besucherin mitgebracht: Ayse Yilmaz berichtete, wie ihr im Zentrum bei der Suche nach einem Praktikum und einem Job geholfen wurde. Im *peppa werden Mädchen und junge Frauen mit und ohne Migrationshintergrund gefördert, beraten und können gemeinsam ihre Freizeit verbringen. Das Zentrum wurde mit dem Sonderpreis für Integration ausgezeichnet.
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