
Seit 24 Jahren leiten Sie den Weltladen in Baden. Gab es dabei eine Begegnung, die Sie nie vergessen werden?
In Uganda sagte mir eine Kaffeebäuerin, dass sie lieber in Europa leben würde, weil das Leben ihr hier leichter erscheint. Ich war mir nicht sicher, ob das wirklich so stimmt. Aber es hat mir wieder einmal deutlich gemacht, wie wichtig, es ist, dass wir mit dem fairen Handel dafür sorgen, dass Menschen gut von ihren Produkten leben können.
Worauf achten Sie, wenn Sie jemandem zum ersten Mal begegnen?
Mir ist wichtig ein Gespür dafür zu bekommen, wer mein Gegenüber ist, was diese Person ausmacht. Um das zu erfahren, stelle ich gerne Fragen.
Wer inspiriert Sie, von wem wollen Sie lernen?
Von Personen, wie Helga Kromp-Kolb, die viel Wissenswertes sagen und sich anderen gegenüber sachlich und wertschätzend äußern. Und bodenständige Menschen, wie zum Beispiel Bio-Bäuerinnen, die ihre Produkte lieben und ihren Überzeugungen zufolge leben.
Was können Sie anderen gut beibringen?
Ich spreche vor bzw. mit anderen Menschen über die Themen, die mich bewegen, etwa fairen Handel. Aber ich mache dies ohne missionarischen Eifer. Und so kommt anscheinend vieles besser an.
Was macht sie wütend?
Vieles macht mich innerlich erst einmal traurig. Wütend zu sein wurde mir – wie den meisten Frauen – eher abgewöhnt. Das übe ich jetzt! Und es gelingt mir schon ganz gut, aktiv zu werden, vor allem, wenn ich Ungerechtigkeiten beobachte.
Gibt es einen Ort, der Ihnen Ruhe und Kraft gibt?
Ja, das ist eine besondere Almhütte. Dort hört man keine Menschen, nur die Natur.
Die Antwort auf welche Frage wünschen Sie sich gerade am meisten?
Wie können wir die Klimaprobleme sozial verträglich und auf der ganzen Welt in den Griff bekommen?
Welche Tat kann jede und jeder heute noch tun, um zu einer besseren Welt beizutragen?
Auf andere Mitmenschen achten und sie zum Lächeln bringen.
Gertrude Jaksch-Fliegenschnee, 58, kommt aus Windischgarsten, Oberösterreich. Sie machte die Landwirtschaftsschule, studierte u. a. Ernährungswissenschaften, sowie Pädagogik, Psychologie und Philosophie in Wien. Schließlich arbeitete sie bei der Caritas Socialis und in der Umweltberatung. Durch einen Zufall zog sie mit ihrer Familie nach Baden bei Wien.
Seit 2011 ist Jaksch-Fliegenschnee Geschäftsführerin des dortigen Weltladens, seit 2022 ehrenamtlich im Vorstand der ARGE-Weltläden und Anfang des Jahres wurde sie zu dessen Obfrau gewählt. Neben dem fairen Handel, ökologischer Landwirtschaft und feministischen Themen liegt ihr der Klimaschutz am Herzen. Immer wieder engagiert sie sich deswegen auch in der Fridays for Future-Bewegung.