Editorial: Alles aus einer Hand
Niemand kann sich dabei zurücklehnen und sich selbstzufrieden auf seinem Qualitätsjournalismus ausruhen. Ja, was macht denn überhaupt journalistische Qualität aus?
In Österreich ein rund um die ORF-Reform gerade hochaktuelles Thema. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk muss wegen seiner Monopolstellung strenge Qualitätskriterien erfüllen. In der aktuellen Ausgabe des Branchenmagazins ”Der Journalist“ zählt Engelbert Washietl vom ”Wirtschaftsblatt“ einige Qualitätskriterien auf (die seiner Meinung nach locker um 50 Punkte erweitert werden könnten):
Genauigkeit im Umgang mit Fakten; wohlüberlegte Auswahl der Nachrichten je nach ihrer Relevanz; Auseinandersetzung mit Sachverhalten, anstatt jedes Mal billige Personenstücke zu dramatisieren; Orientierung an Menschenrechtsnormen; unbestechliche Verteilung der Aufmerksamkeit nach eigenen journalistischen Kriterien.
Abgesehen vom Faktor Mensch sind in der Nachrichtenproduktion auch noch strukturelle Filter am Werk (siehe unten). Im Zuge der Globalisierung werden Medien immer stärker kommerzialisiert und – so der Tenor der folgenden ”Thema“-Seiten, die wir von unserer britischen Partnerzeitschrift ”New Internationalist“ übernommen haben – zur Stütze der Globalisierung selbst. Der schrankenlose Wirtschaftsliberalismus gelte nicht als eine Ideologie, sondern schlichtweg als Realität.
Man mag diese Einschätzung für zu pessimistisch halten: Eine tiefe Beunruhigung bereitet es jedenfalls zu erfahren, dass die großen Medienkonzerne die Möglichkeiten zur flächendeckenden Informationssteuerung haben: Wenn etwa Tageszeitung, Internetprovider, Softwareerzeugung, Fernsehsender, Konzertveranstalter, Themenpark und anderes mehr in einer Hand liegen. Keine Horrorvision für die Zukunft, sondern längst Realität, wie Sie auf den Seiten 32/33 lesen können.
Nur wenige Medien können außerhalb der konzentrierten Medienindustrie Nachrichten ”gegen den Strom“ verbreiten. Ein Beispiel dafür ist Indymedia, die Internetplattform der GlobalisierungsgegnerInnen. Das erfolgreiche Projekt wird auf der Seite 29 beschrieben.
Und auch wir vom SÜDWIND-Magazin laden Sie dazu ein, mit unserer Berichterstattung und unseren Themen-Schwerpunkten ein Stück gegen den Strom zu schwimmen.
Berichte aus aller Welt: Lesen Sie das Südwind-Magazin in Print und Online!
Mit einem Förder-Abo finanzieren Sie den ermäßigten Abo-Tarif und ermöglichen so den Zugang zum Südwind-Magazin für mehr Menschen.
Jedes Förder-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.
Mit einem Solidaritäts-Abo unterstützen Sie unabhängigen Qualitätsjournalismus!
Jedes Soli-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.