Mit Hilfe der Finanzmärkte will die Weltbank Bauern und Konsumentinnen in Entwicklungsländern sichere Einkommen und stabile Preise verschaffen.
Genau ihnen will nun eine von der Weltbank initiierte International Task Force (ITF) unter die Arme greifen. Die Devise: Nicht gegen, sondern mit dem Markt arbeiten. Durch die Nutzung von Absicherungsgeschäften („Hedging“) auf den Terminmärkten soll etwa den Bauern Preisstabilität und Einkommenssicherheit sowie besserer Zugang zu Kredit und ein niedrigeres Zinsniveau verschafft werden. Eine internationale privatwirtschaftliche Einrichtung wird dabei als Mittler zwischen Märkten und Bauern auftreten. Das sogenannte „Länderrisiko“ (politische Umwälzungen, mögliche Abwertungen) wird von der Weltbank übernommen. „Wir wollen versuchen, die Armut an ihren Wurzeln zu bekämpfen, und das ist eine davon“, argumentierte Weltbankpräsident James Wolfensohn. Mit Erfolg: Bei der Präsentation des Programms bei der Jahrestagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds Ende September gab es keine Gegenstimme.
Wieviel die Initiative kosten wird, hängt davon ab, wie viele Länder und Rohstoffe erfaßt werden. Die Rede ist von 80 bis 350 Millionen US-Dollar pro Jahr – weit weniger als bisherige Programme, die ähnliche Ziele verfolgen wie etwa STABEX, ein Programm zur Stabilisierung der Exporterlöse im Rahmen des Lomé-Abkommens zwischen der Europäischen Union und den AKP-Ländern (Afrika, Karibik, Pazifik).
Das Konzept wird nun im Rahmen von Pilotprojekten erprobt. Mögliche Kandidaten sind Ägypten (Baumwolle), Tansania (Kaffee und Tee), Simbabwe (Mais) und Kamerun (Kakao).
Das Programm hat jedenfalls den Segen der International Federation of Agricultural Producers (IFAP), die 85 nationale Bauernorganisationen mit 500 Millionen Mitgliedern vor allem in Entwicklungsländern vertritt. Allerdings, so IFAP-Generalsekretär David King, sind ergänzende Maßnahmen unbedingt nötig: Demokratische Bauernorganisationen müßten gefördert werden, denn sie garantieren, daß Kleinbäuerinnen und Kleinbauern tatsächlich profitieren; und die nötigen Institutionen und Rahmenbedingungen müßten geschaffen werden.
King verweist damit auf einige Ursachen für die bisher geringe Nutzung von Hedging-Strategien durch Bauern: mangelnde Kompetenz im Umgang mit Finanzinstrumenten, schwache Bankensysteme und ungeeignete rechtliche Bestimmungen. Oft ist es etwa verboten, Treuhandkonten im Ausland zu unterhalten oder die zukünftigen Exporteinnahmen oder die Produkte selbst als Sicherheit bereitzustellen. Dies ist aber unumgänglich: Bei ungünstigen Preisentwicklungen muss es möglich sein, Nachschußforderungen der Broker umgehend zu erfüllen, und ohne Besicherung können die Finanzierungskosten nicht gesenkt und oft überhaupt keine Vertragspartner gefunden werden.
Euphorie ist allerdings nicht angesagt: Absicherungsgeschäfte können zwar dazu beitragen, mit der Instabilität der Weltmärkte besser zurechtzukommen, warnt etwa die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD); die Instabilität beseitigen können sie nicht.
Und sie sind auch gefährlich: Die kanadische Ashanti Goldfields in Ghana – die Regierung ist zu 20 Prozent beteiligt – hatte, wie die meisten Marktteilnehmer, auf sinkende Goldpreise gesetzt. Genau an jenem Tag Ende September, als Ghanas Finanzminister Kwame Peprah bei der Weltbanktagung die erfolgreiche Hedging-Strategie von Ashanti präsentierte, schoß der Goldpreis plötzlich in die Höhe, und das Unternehmen geriet in ernste Zahlungsschwierigkeiten.Wenn schon kein Schuß vor den Bug, so doch eine wahrlich zeitgerechte Warnung.
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