Die Expo 2015 dient Großkonzernen als Auslage und konterkariert alle Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit im Bereich Ernährung.
Seit dem 1. Mai kommt die Welt in Mailand zur sechs Monate dauernden Expo zusammen. Abgesehen von der institutionellen Rhetorik ist die Expo 2015 aber vor allem eines: die deutlichste Offenbarung eines nicht-nachhaltigen Entwicklungsmodells. Trotz ihres Fokus auf Ernährung präsentiert die derzeitige Weltausstellung ein Agrar- und Ernährungsmodell, das unfähig ist, den Anforderungen der Ernährungssouveränität, des gleichberechtigten Zugangs zu qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln sowie eines schonenden Umgangs mit der Umwelt gerecht zu werden.
Organisationen und Netzwerke der italienischen Zivilgesellschaft verurteilen diesen Manipulationsversuch von Institutionen und Privatfirmen, die versuchen, das Image eines strukturell nicht-nachhaltigen Systems zu polieren.
Werbe-Vitrine Expo. Am Baugelände der Expo 2015 häuften sich schon im Vorfeld die Verletzungen des Arbeitsrechts und der Umweltverträglichkeit: inakzeptable Arbeitszeiten, miserable Stundenlöhne und erhebliche Auswirkungen auf das Gebiet: Eine Million Quadratmeter ehemaliges Ackerland sind durch die Expo zu Bauland geworden. Dies zeigt – in Zeiten, in denen Ackerland an Wert steigt und der Klimawandel fortschreitet – bereits die Widersprüche des Events. Das dort präsentierte Entwicklungsmodell widerspricht einer umweltfreundlichen Vision von Bewirtschaftung landwirtschaftlicher, natürlicher und ortsgebundener Ressourcen, einer Vision, bei der kleinbäuerliche Strukturen und lokale Gemeinschaften eine zentrale Rolle spielen.
Die Expo 2015 wird eine „Marketing-Vitrine“ der Großkonzerne sein, in der die echten Herausforderungen der Agrar- und Le-bensmittelwirtschaft wie die Ernährungssouveränität, die gerechte Entlohnung der Produzenten, die Notwendigkeit transparenter Qualitätsstandards in der Produktionskette und das Mitspracherecht der Zivilgesellschaft in puncto Nahrungsmittelentscheidungen nicht thematisiert werden. Bei all diesen Themen fallen die wichtigen Entscheidungen außerhalb der Expo hinter den üblichen verschlossenen Türen, wie bei den TTIP-Verhandlungen.
Gemeinsame Vision. Wir, die kritischen Organisationen in Italien, glauben, dass die Ablehnung der Expo ein wichtiges Signal ist. Es ist nicht möglich, den Planeten zu ernähren, ohne dass ein radikaler Wandel der Produktions- und Verteilungsmodelle stattfindet. Daher haben wir uns, gestützt auf die Erfahrungen aus unserer täglichen Arbeit, für die Bündelung unserer Kräfte entschieden, um Alternativen zu fördern und zu unterstützen. Alternativen für die Produzenten, die die Landflächen bebauen und beleben. Alternativen, gespeist durch die vielen Erfahrungen von anderem Wirtschaften, das aus der radikalen Kritik des aktuellen Entwicklungsprozesses entstanden ist. Alternativen, die Raum für Ideen schaffen, aber auch für Konflikte und Widerstände.
Alberto Zoratti ist Experte für Globalisierung und soziale Bewegungen und Verantwortlicher des Bereichs Wirtschaft und Arbeit bei der italienischen NGO COSPE. Er ist Mitgründer des Blogs Comune-Info, für den er auch im Namen mehrerer Organisationen diesen
Text verfasst hat. comune-info.net
Übersetzung: Caroline Placchetta
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