Wo mit Curry eine Krankheit kuriert wurde.
Es waren britische Kolonialisten, Händler und Reisende, die nach Indien-Aufenthalten nicht mehr auf das indische Essen verzichten wollten. Mit so genanntem Currypulver, indischen Gewürzmischungen, verfeinerten sie ab dem 18. Jahrhundert Gerichte aus Fleisch und Sauce.
Zur gleichen Zeit am anderen Ende der Welt, in Japan, bekamen die Rekruten der Marine und der Armee hauptsächlich weißen Reis vorgesetzt. Das führte zu einem gesundheitsgefährdenden Vitamin-B1-Mangel. Die Folge: 1878 erlag fast ein Drittel der Streitkräfte der Krankheit Beriberi, die dadurch hervorgerufen wurde.
Der Legende nach kam zu dieser Zeit ein englisches Kriegsschiff in der ost-japanischen Stadt Yokosuka an und bei einem Dinner eines japanischen Marine-Offiziers bekam dieser dort Rind mit einer mit Mehl und Butter verdickten Curry-Sauce serviert – ein zu diesem Zeitpunkt schon etabliertes, typisches Gericht auf vielen englischen Schiffen, die mit Beriberi kein Problem hatten. Denn: sowohl Fleisch als auch Mehl enthalten Vitamin B1.
Curry – auch mit Käse
Die japanischen Marine erkannte den Zusammenhang, integrierten das anglo-indische Curry, genannt Karē Raisu mit Reis in ihre Speisepläne und reichte es fortan immer freitags – bis heute.
1908 wurde es im offiziellen Kochbuch der Marine, dem Navy Cooking Reference Book beschrieben. Nach und nach wurde das japanische Curry auch von der Armee und der Bevölkerung übernommen. Auf den Schiffen der Maritime Self-Defense Force (JMSDF) hat sich die Curry-Tradition der Marine weiterentwickelt und fast jedes rühmt sich seines einzigartigen, mitunter ungewöhnlichen Rezeptes – so soll es auch welche mit Ketchup, Kaffee oder Käse geben.
In ausgewählten Restaurants werden auch an Land bestimmte Navy-Currys nachgekocht und angeboten. Yokosuka gilt bis heute als die Curry-Hauptstadt Japans und hat sogar ein eigenes Curry-Festival, bei dem sich Mitte Mai alljährlich Zehntausende Besucher:innen durch zig Curry-Varianten durchprobieren. cs
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