Mafeking Road

Von Redaktion · · 2010/12

Herman Charles Bosman

Erzählungen. Aus dem südafrikanischen Englisch von Michael Kleeberg. Edition Büchergilde, Frankfurt/M. 2010, 208 Seiten, € 19,90

Die Edition Büchergilde hat den großen Autor, Weltenbummler und -kenner Ilja Trojanow damit beauftragt, Perlen unbekannter Weltliteratur zusammenzutragen und herauszugeben. Eine dieser Perlen ist „Mafeking Road“ von Herman Charles Bosman, der als einer der besten Kurzgeschichtenautoren Südafrikas gilt.

In Bosmans Kurzgeschichten führt der Erzähler Oom Schalk Lourens durch einen entlegenen Winkel Südafrikas: Groot Marico liegt nordwestlich von Johannesburg und ist von Einöde, weiter Steppe und ab und zu Bergen gekennzeichnet. Oom Schalk Lourens beobachtet sein Umfeld aufs Genauste, ohne jemals seine ProtagonistInnen zu verurteilen. Er schildert die oft starrköpfigen Meinungen und irrationalen Entscheidungen der BewohnerInnen immer mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Detailliert beschreibt er die Eigenheiten der Menschen dieser Gegend, ihren Kampf, dem Boden etwas abzuringen, ihren Hass gegen die Engländer, aber auch ihre Geringschätzung der schwarzen Bevölkerung gegenüber. Am Anfang mag es seltsam anmuten, dass der Erzähler nur das Wort Kaffer für die schwarzen SüdafrikanerInnen verwendet. Doch es spiegelt die Zeit wider. Es war kein harmonisches Zusammenleben. Und zu dieser Zeit, in den 1930er Jahren, war die Kluft innerhalb der südafrikanischen Bevölkerung tief.

Bosman selbst galt als Einzelgänger und Sonderling und wurde als junger Lehrer in diese abgelegene Gegend versetzt. 1926 erschoss er seinen Stiefbruder im Streit, wurde zuerst zum Tode verurteilt, dann zu zehn Jahren Haft, bis er schließlich begnadigt wurde. Daraufhin wanderte er nach England aus. Zeitlebens erschienen nur drei Bücher von ihm. Seine Geschichten sind kurzweilig und lassen uns die Macken und Eigenheiten der weißen, bäuerlichen Bevölkerung miterleben. Ein guter Einblick in eine entlegene Gegend und Zeit. Perfekt um ab und zu eine kleine Geschichte zu lesen, die durchaus Michaela Krimmerzum Nachdenken anregen kann.

Michaela Krimmer

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