Medial bringt sich Klimaschutz gern in Form von kurzfristig aufflammenden Schreckensszenarien ins Bewusstsein und wird dann wieder vergessen.
Können Sie sich erinnern? Vor wenigen Monaten beherrschten die hohen Benzinpreise den Alltag. Die Autofahrerlobby reagierte wie der Durchschnittsautofahrer im Straßenverkehr: aufbrausend, wehleidig und übertrieben, was die prognostizierten Belastungen für Haushalte anging. Vom Klimaschutz her betrachtet, war es eine Chance. Die Treibstoffpreise regten innerhalb kurzer Zeit mehr zu öffentlichem Nachdenken über alternative Lösungen in Bezug auf Energie und Mobilität an, als es Umweltschutzorganisationen durch geduldige und engagierte Arbeit in Jahren gelungen war. Kaum sind die Benzinpreise wieder wie gehabt, scheint das Ganze wie ein Spuk.
Klimaschutz ist ein Thema, mit dem öffentlich und medial immer wieder völlig irrational verfahren wird. Anhand kurzfristiger Aufhänger schwillt das Interesse mächtig an, dann vergisst man ihn wieder, um beim nächsten Anlass wieder in Angst und Schrecken vor Klimawandel, Ressourcenknappheit und Katastrophen zu verfallen. Wir kennen den Mechanismus: Unbequeme oder schwer lösbare Aufgaben werden gerne verdrängt, aufgeschoben, bis sie sich selbst wieder ins Bewusstsein bringen. Das ist im individuellen Alltag nicht anders als in der Politik. Wir wissen aber auch, dass wir so nicht weiter kommen. Ende des Jahres findet in Kopenhagen der nächste große Klimagipfel der Vereinten Nationen statt. Sein Erfolg wird davon abhängen, wie sehr Regierungen Klimapolitik in ihre Programme gegen die Finanzkrise integrieren – anstatt sie davon ins Abseits verdrängen zu lassen. Das hängt auch davon ab, wie sehr es uns als Individuen wie auch als gemeinsam Handelnde gelingt, den Klimawandel als Herausforderung zu begreifen und nicht als ein sporadisch aufflammendes Schreckensszenario, dem wir völlig überfordert ausgeliefert sind, um es dann wieder zu vergessen.
Vor kurzem lief „Der Tag an dem die Erde still stand“ in den Kinos. Im Remake des Science-Fiction-Klassikers aus den 1950ern kommt Keanu Reeves als Alien aus dem All, um die Erde vor den Menschen zu retten. Was an Artenvielfalt noch da ist, darf in eine Arche flüchten. Nur die Menschen sollen untergehen. Klimawandel also inszeniert als Hollywood-Ökomärchen, das die Stimmung einer globalen Bedrohung aufgreift und verarbeitet. Wie alle Märchen enthält es einen Kern an Wahrem. Doch kommt der Appell, die Erde zu retten, so groß daher, dass man erst recht wieder ratlos und überfordert aus dem Kino geht.
Wir sollten damit aufhören, im Interesse der Erde zu argumentieren und zu tun, als ob es in der Klimapolitik darum gehe, sie zu retten. Es genügt, wenn wir in unserem Interesse als Menschen argumentieren und daran arbeiten, unsere Lebensräume so zu schaffen und vielfältig belebt zu erhalten, dass es sich darin zu leben lohnt.