Sitze gerade beim Frühstück in der schwülen Hitze Mumbais. Geschockt lese ich in der Zeitung von der Verhaftung des mir persönlich bekannten Filmemachers und seit Neuestem auch Politikers Prakash Jha. In der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch – heißt es da – stürmte ein Polizeitrupp Prakash Jhas Haus im indischen Bundesstaat Bihar in Nordostindien. Jha sowie 28 weitere Personen wurden verhaftet und über eine Million Rupien sichergestellt – rund 15.000 Euro, eine in Indien beträchtliche Summe Bargeld. Jha wird vorgeworfen, sich Wählerstimmen erkauft zu haben. Er hingegen sagt, das Geld sei für die Bezahlung von ArbeiterInnen seiner Fabrik bestimmt und beschuldigt Minister Nitish Kumar, die Polizeirazzia als wahlschädigende Aktion inszeniert zu haben.
Meine Gedanken schweifen zurück zu meiner letzten Begegnung mit dem schwerreichen Filmemacher im Dezember letzten Jahres: Unweit der bewaldeten Hügel der Bollywood Filmcity haben sich viele der bekanntesten Drehbuchautoren Indiens zur indienweiten Drehbuchautoren-Konferenz eingefunden. Einer der Gastsprecher ist Prakash Jha, der es schaffte, mit politischem Kino in Indien große Massen zu erreichen: Kidnapping, Korruption und Kriminalität sind die Themen seiner Filme. Bihar, Indiens berüchtigter Bundesstaat, dient dabei als Kulisse.
Ist Prakash Jha nun selber zum Filmhelden seines eigenen Lebens geworden und kämpft an der Front, an der er sonst Bollywood-Superstar Ajay Devgan auf der Leinwand wüten ließ? Oder hat der politische Sumpf Indiens einen der talentiertesten Künstler des Landes zu einem machthungrigen Politkasperl degradiert?
Liebe Grüße
Arno Krimmer aus Mumbai