Edlinger, Fritz / Ruprechtsberger, Erwin M. (Hg.)
Geschichte-Land-Gesellschaft-Politik. Sachbuch. Promedia Verlag, Wien 2010, 264 Seiten, € 17,90
Libyen ist, so die Herausgeber – jedenfalls soweit es den deutschsprachigen Raum betrifft – für viele eine Art „weißer Fleck“ auf der Landkarte, der meist nur aufgrund skurril anmutender Aussagen und Aktionen des Staatsoberhauptes Muammar Gaddafi in die mediale Aufmerksamkeit rückt. Deshalb haben es sich die AutorInnen dieses Buches zur Aufgabe gemacht, bestehende Informations- und Wissenslücken zu schließen und Lust auf intensivere Auseinandersetzung mit diesem nordafrikanischen Land zu machen.
Begonnen wird mit einem sehr ausführlichen Überblick über die Geschichte Libyens, der bis in die vorislamische Zeit zurückreicht. Einen weiteren Schwerpunkt nehmen die österreichisch-libyschen Beziehungen ein, die immerhin schon seit dem 18. Jahrhundert bestehen. So wird dem österreichischen Beitrag zur Erforschung Libyens durch einen blaublütigen Forschungsreisenden namens Ludwig Salvator ebenso ein eigenes Kapitel gewidmet wie der besonderen Freundschaft zwischen Ex-Bundeskanzler Kreisky und Revolutionsführer Gaddafi. Anschließend werden die geografischen Schönheiten und die wirtschaftlichen Chancen, die das heutige Libyen zu bieten hat, gepriesen.
Im Beitrag über die Tuareg wird ein interessanter Einblick in das Leben der libyschen Bevölkerung gewährt und man bekommt eine Vorstellung von der Lebenssituation der Jugendlichen, der chinesischen GastarbeiterInnen sowie der Flüchtlinge, die Libyen auf ihrem Weg nach Europa durchqueren. Hier wurde ein guter Ansatz gefunden, Libyen in seiner Vielfalt darzustellen, der gerne hätte vertieft werden können. Nicht zuletzt aufgrund der aktuellen politischen Ereignisse in den Nachbarländern Libyens wäre es spannend gewesen, mehr über die politischen Kräfte jenseits von Gaddafis Umfeld zu erfahren. Wie jedoch im Vorwort bereits selbstkritisch festgestellt wird, kann kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden. Wenn auch der Versuch, Libyen in seiner Vielfalt und Komplexität darzustellen, somit nur halb geglückt ist, ist es mit dieser bunten Mischung an Informationen trotzdem gelungen, Interesse für dieses Land zu wecken.
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