Der Familienbetrieb Schütze-Schuhe in Tragwein, Oberösterreich, erzeugt Spezial-Arbeits- und Sicherheitsschuhe für Bauwirtschaft, Industrie und den öffentlichen Sektor. Der Absatz beträgt rund 100.000 Paar Schuhe, das entspricht sechs Millionen Euro pro Jahr. Thomas Schützeneder führt die Firma in vierter Generation. Er macht sich Gedanken darüber, wie die Schuhproduktion sozial verträglicher und ökologisch nachhaltiger werden kann.
„Unsere Firma lässt die Schuhoberteile in Indien, Brasilien und in Osteuropa nähen. Die Schuhe werden dann in Österreich endgefertigt. Es ist mir bewusst, dass die Arbeitsbedingungen in diesen Ländern andere sind und die Löhne niedriger. Wir wissen ja alle, dass wir unseren Wohlstand nicht auf diesem Niveau halten könnten, wenn es diese globale Arbeitsteilung nicht gäbe.
Das heißt aber nicht, dass wir nicht hinschauen, unter welchen Bedingungen für uns produziert wird – ökologisch und sozial. Unsere Partnerfirmen betreiben eigene Gerbereien und sind, was Umweltstandards betrifft, international gesehen auf einem hohen Standard, der auch mit Zertifikaten belegt ist. Durch langfristige Kooperationen haben wir die Möglichkeit, mit lokalen Partnern weiter an Verbesserungen zu arbeiten, zum Beispiel an Sicherheits- und Sozialstandards. Wir haben auch ein Auge darauf, ob es Arbeitsverträge für die Beschäftigten gibt, keine Heim- und Kinderarbeit, ob die Firmen entsprechend angemeldet sind und einen guten Ruf haben. Deshalb bin ich auch mindestens einmal jährlich in den Produktionsstätten vor Ort. Die Löhne selbst sind regionaltypisch, da haben wir keinen Einfluss darauf.
Keinesfalls will ich mich als den guten selbstlosen Unternehmer hinstellen. Wir sind auch ein Betrieb, der Gewinne machen will. Eine „unternehmergeführte“ Firma hat aber doch mehr Möglichkeiten, auch auf das Drumherum und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu achten, selbst wenn diese im Ausland für uns tätig sind. Bei einem multinational agierenden Konzern ist die Gewinnmaximierung sicher noch stärker im Fokus, da dieser am Ende dem Aktionär verpflichtet ist.
Da ist einiges drin. Beispiel: Bei einem Paar Schuhe machen zwei Drittel des Zeitaufwandes die Näharbeiten des Schuhoberteils aus, da gibt es wenig zu automatisieren. Würden wir nicht auf ökologische und soziale Standards achten, könnten wir die Oberteile um bis zu einem Viertel billiger einkaufen.
Am Schuh selbst können der Konsument und die Konsumentin nicht erkennen, wie fair und nachhaltig der Schuh produziert wurde. Ich plädiere für ein Label, das auch einen guten ökologischen und sozialen Standard in Material und Produktion anerkennt. Jetzt haben wir nur das extrem strenge Label nach dem Österreichischen Umweltzeichen, dem genau ein Schuh entspricht und alle anderen kommen in einen Topf und werden als ungenügend betrachtet. Das hilft nicht weiter.“ (Protokoll: B.P.)
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