Kultur – Die Kunst des Zusammenlebens

Von Lourdes Arizpe · · 1999/09

Kultur ist der Kern nachhaltiger Entwicklung. Mehr als 80% der Geschehnisse, die unser Überleben als Spezies bedrohen, sind anthropogener Natur, also menschengemacht. Wenn von Nachhaltigkeit das Gespräch ist, so konzentriert es sich fast ausschließlich auf die direkte Beziehung der Menschen zu ihrer natürlichen Umwelt, während die indirekten – die zwischenmenschlichen – Beziehungen als eine völlig andere Angelegenheit betrachtet werden. …

Die Menschen sind vielerorts willens, die natürliche Umwelt zu schützen, doch auf Grund wirtschaftlicher, politischer oder kultureller Verzerrungen sind sie dazu nicht in der Lage. Um diesen Druck wegzunehmen, bedarf es einer guten Regierungsführung und der Organisierung der Menschen in demokratischen Prozessen. Es ist aber auch eine gelungene Form der ‚convivencia‘, des Zusammenlebens, wesentlich, das heißt die Reorganisierung kultureller Bande, um Menschen mit verschiedenen Weltbildern zu befähigen, verträglich in einer lebendigen Biosphäre zusammenzuleben.

Der Ausdruck ‚convivencia‘ reflektiert dies in dem Sinn, wie er im Spanien des 15. Jahrhunderts gebraucht wurde: als Bezeichnung für das friedliche Zusammenleben von Christen, Juden und Moslems. Er meint nicht nur, Seite an Seite zu leben, sondern sich gegenseitig zu erfahren

‚Convivencia‘ könnte als leitendes Prinzip für den kulturellen Übergang dienen, durch den wir im Zeitalter der Globalisierung gehen müssen.

Mexikanische Anthropologin und ehemal. stellvertretende Generaldirektorin der UNESCO

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