Krimiautor oder Guru?

Von Redaktion · · 2011/12

Georg Bauernfeind ist unser Reporter des Wahnsinns

Kann schon sein, dass das nicht alle Leserinnen und Leser es als originell empfinden, wenn man im Dezember über Weihnachten schreibt. Ich selbst habe kurz daran gedacht, deswegen über Ostern oder über den Muttertag zu schreiben, aber die Frau Chefredakteurin meinte: Dann schon eher über Mobilität oder Müll. Na also! Sag ich ja: Weihnachten!

Es ist natürlich alles zu viel. Was wir erleben müssen, was wir produzieren müssen und was wir dann wegwerfen müssen. Auch geistig. Man fragt sich wirklich: Wer soll und kann all die Bücher lesen, all die CDs hören und all die Geschenkgutscheine einlösen? Ich nicht.

Man sehnt sich nach Ruhe, muss aber auch als Reporter des Wahnsinns beim Benefizkabarett „noch kurz die Welt retten“, bei der Weihnachtsfeier im „Ministerium für Lust und Lebensfreude“ Vanillekipferl testen und bei einer Buchpräsentation eines lieben Freundes erscheinen. Überhaupt die Buchhandlungen: Angesichts des näherkommenden Jahres 2012 und des damit verbundenen Ende des Maya-Kalenders findet man auch in den Ratgeber-Abteilungen zunehmend Jahresrückblicke: Schließlich könnte es das letzte gewesen sein.

Und ich habe dann immer noch keinen Krimi geschrieben! Das ist derzeit ja wirklich das beste Geschenk und Geschäft: Ein Krimi. Der Krimi, den ich schreiben würde, spielt im Entwicklungshilfe-Milieu. Ein dubioser Geschäftsführer einer NGO schmiedet mit der globalisierten Finanzmafia einen Plan, wie man an die Geldmittel des Vatikans kommt. Dazu müssen einige Personen bestochen werden: Die Rettung der Welt durch Korruption! Ein spannender Thriller, der sicher dazu führen wird, dass ich in den nächsten Jahren von der gesamten EZA-Szene gemieden werde. Ok, doch kein guter Plan.

Wie gesagt, man sehnt sich nach Ruhe. Daher erscheint es mir, wenn ich jetzt den Weihnachts-Wahnsinn genau betrachte, doch überlegenswert, nebenberuflich als Guru zu arbeiten. Innere Ruhe und Ausgeglichenheit in sich tragen und anderen weitergeben – der Bedarf ist vorhanden. Aber wenn Guru, dann nicht einer, der dauernd Volkshochschulkurse erfinden muss, die dann nicht zustande kommen. Nein, wenn Guru, dann einer, dem die Dinge einfach so zufallen: Du kommst auf die Welt und findest schon einen Parkplatz. So einer. Und dann nur ganz wenige Seminartermine anbieten, die aber von ein paar tausend Leuten gebucht werden. Aber ob man dann Ruhe hat?

Georg Bauernfeind ist Kabarettist und Publizist in Wien. www.georg-bauernfeind.at

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