Ist die These vom Versagen der Politik korrekt, dann heißt das auch, dass wir als Gesellschaft versagt haben. Wir als demokratische Mehrheit sind den Einlullungsversuchen der Multis und ihrer demokratisch gewählten Schergen auf den Leim gegangen. Deshalb ist das Rezept gegen ungerecht verteilte Chancen und Einkommen auf demokratischem Wege durch Abwählen der politischen Machthaber(er) und -innen nicht weitreichend genug. Es wirkt wie ein Mundwasser. Der übrige Körper bleibt weiter im Verteilungsfieber und hemmt sich selbst in seinem Wachstum. Durch „besser sein wollen“ als unsere Nächsten; blind vor Habgier bleibt uns das Wesentliche auch weiterhin verborgen. Die zahlreichen positiven Ansätze in unserer Zivilgesellschaft werden der herrschenden Durchdringungsmacht auch in noch größerer Anzahl nicht Paroli bieten können. Der Druck von unten währt nur kurze Zeit. Die gegenläufigen Integrationsmechanismen von oben wirken dagegen nachhaltig länger. Die unterschiedlichen Weltanschauungen verstehen einander erst durch eine gemeinsame Sprache. Mein Vorschlag lautet daher, positiv formulierte Konzepte zu entwickeln, die sich der Sprache(n) der Verteilungsgewinner bedienen und sie quasi zur Basis hin integrieren! Holen wir die Welt des Finanzkapitals mit ins Boot, dann kommen wir schneller voran. Ich bin überzeugt von der Machbarkeit und Nachhaltigkeit kooperativ erarbeiteter Wertschöpfungsgewinne, ohne dabei das jeweilige Gesicht verlieren zu müssen.
Arno Niesner
8041 Graz