Die Äthiopierin Etenesh Hadis sprach mit SÜDWIND-Redakteurin Simone Holzer über kulturelle Vorstellungen rund um die Frauenbeschneidung.
Frage: Warum wurde die Praxis der Genitalverstümmelung von Frauen bis in die achtziger Jahre verschwiegen?
Unter dem Vorwand der Tradition und der kulturellen Praxis haben vor allem die Männer diese Verstümmelungspraktiken verteidigt.
Gegenwärtig leben über 130 Millionen Opfer in Afrika. Aber auch in Europa und in den USA wird, natürlich nicht offiziell, diese Tortur den Frauen und Mädchen angetan.
Frage: Wie kann den Betroffenen geholfen werden?
Die Verstümmelung weiblicher Genetaltien ist ein kompliziertes Problem. Mädchen halten sie für notwendig, um als vollständige Frau anerkannt zu werden. Die Praktik markiert den Unterschied zwischen den Geschlechtern. Es wird geglaubt, daß durch das Entfernen der Klitoris und der Schamlippen, die für männliche Teile der Frau gehalten werden, die Weiblichkeit der Mädchen gesteigert wird.
Die Zirkumzision soll die Jungfernschaft und Keuschheit der Mädchen bewahren. Einer der Hauptgründe für ihre Durchführung ist in vielen Gesellschaften der Glaube, daß so die sexuelle Lust der Frau und zugleich das Risiko eines außerehelichen Geschlechtsverkehrs verringert würde. Eine nicht-beschnittene Ehefrau kann angeblich nicht treu sein.
In einigen Kulturen ist das gesteigerte Lustempfinden des Mannes der Grund für die Verstümmelung der Frau.
Nicht verstümmelte Frauen gelten als unrein. Deshalb drängen vor allem die Großmütter und Mütter auf eine Beschneidung ihrer Mädchen. Nichtbeschnittene haben keine Chance auf einen Ehemann und könnten sich somit keine Existenz aufbauen. In Kulturen, wo die Bezahlung eines Brautpreises üblich ist, will niemand, daß sein Mädchen unverheiratet bleibt.
Die Mädchen haben keine Wahl. Sie kennen auch nichts anderes.
Deshalb ist es nötig, die Frauen aufzuklären und zu unterrichten. Gesetze allein werden nichts ändern. Die Frauen müssen sich selbst dagegen wehren.
Danke für das Gespräch.
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