Nelson Mandelas Nachfolger muß die Quadratur des Kreises vollbringen: Der Mehrheit der Schwarzen muß es künftig besser gehen
Weiter draußen, in der staubigen Slumsiedlung Diepsloot, bietet sich ein etwas anderes Bild. Seit den eiskalten frühen Morgenstunden stehen die Menschen Schlange. „Es wird Zeit, daß ein jüngerer drankommt“, sagt Victor Mapekula. „Nelson Mandela ist ein alter Mann, jetzt muß jemand die Probleme lösen.“ Jeder zweite hier ist arbeitslos, die Kriminalitätsrate wächst in den Himmel, es gibt weder Strom noch fließendes Wasser.
Südafrika besteht aus zwei Nationen“, sagt der Mann, der das Land künftig regieren wird. „Einer armen schwarzen und einer wohlhabenden weißen.“ Der Befund ist ebenso nüchtern wie zutreffend. Noch immer sind die sozialen und ökonomischen Unterschiede zwischen Schwarz und Weiß krasser als sonst irgendwo auf der Welt.
Zwischen den „zwei Nationen“ in Südafrika muß Nelson Mandelas Nachfolger an der Spitze des ANC, Thabo Mbeki, das Kunststück vollbringen, für einen Ausgleich zu sorgen: dafür, daß es einer Mehrheit der Schwarzen tatsächlich besser geht und sie bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat, ohne dabei die für die Wirtschaft wichtigen Weißen zu vergraulen. Das gleicht der Quadratur des Kreises, zumal viele Weiße bislang Demokratie mit einem Freifahrtsschein zur Erhaltung von Privilegien verwechseln. Bestes Beispiel ist die denkbar niedrige Steuermoral.
Korruption, Bereicherung auf Kosten anderer oder des Staates hat Mbeki den Kampf angesagt, Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit und der ausufernden Kriminalität sind seine wichtigsten Ziele. „Wir müssen den Gürtel enger schnallen“, ist seine Prognose für die nächsten Jahre. Denn wenn ihm die Quadratur des Kreises nicht gelingt, wird das jetzt schon vernehmliche Murren in der schwarzen Bevölkerung schnell bedrohlich laut werden.
Die Autorin ist Korrespondentin für mehrere deutschsprachige Zeitungen mit Sitz in Südafrika.
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