Keine Alleinschuld

Von Redaktion · · 2011/10

Simbabwe 7-8/2011

Bei aller Kritik an der aktuellen Politik möchte ich zur Ehrenrettung Mugabes einiges aus der Geschichte anfügen. Südrhodesien war eine reiche britische Siedlerkolonie (Erze und Landwirtschaft). 1965 erklärte eine weiße Minderheitsregierung unter Jan Smith die Unabhängigkeit. 1968 verhängten die UN Wirtschaftssanktionen, erst 1972 begann die ZANU unter Mugabe (gefolgt von der ZAPU unter Nkomo) den bewaffneten Befreiungskampf. Dieser führte 1979 zum Lancaster House Agreement (mit beträchtlichen Privilegien für die weiße Minderheit) und 1980 zu Wahlen, die Mugabe gewann.

Für den Niedergang der prosperierenden Siedlerkolonie ist das Regime Mugabe nicht die alleinige Ursache, schließlich hielt er sich lange Jahre an die Spielregeln des Abkommens. Zuerst verließ die Hälfte der 200.000 Weißen das Land, die Konkurrenz zwischen Mugabe und Nkomo (Shona und Ndebele) führte zu bewaffneten Konflikten, die Landreform wurde nur schleppend durchgeführt (z.T. wegen mangelnder, aber versprochener Fonds aus England) – und dann forciert. 1992 gab es eine katastrophale Dürre. Die Orientierung an der Sowjetunion und den Blockfreien sowie die Unterstützung des Befreiungskampfes in Südafrika wurde vom „Westen“ nicht gern gesehen. Die Verschuldungskrise führte zu Strukturanpassungsprogrammen des IWF und zu einer massiven Verschlechterung bei Bildung und Gesundheit (dazu kam die AIDS-Pandemie). Schließlich wirkte sich auch die Unabhängigkeit Südafrikas wirtschaftlich negativ aus, da viele Waren von dort importiert wurden, auch die Beteiligung am Kongokrieg verschlang Unsummen.

Internationale Boykotte und Sanktionen sind jedoch nicht geeignet, die tragische Figur eines alternden Staatschefs und einstmals siegreichen Befreiungskämpfers samt seiner Clique zum Rücktritt zu bewegen.

Richard Langthaler
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