Kampf der kreativen Köpfe

Von Nora Holzmann · · 2013/04

In Syrien wird der Widerstand gegen die Unterdrückung durch das Assad-Regime auch von den Kunstschaffenden geleistet, mit den ihnen eigenen Ausdrucksmitteln.

Eine junge Frau, aus deren Kopf Schmetterlinge fliegen. Dazu in arabischer Schrift: „Eure Kugeln töten nur die Angst in uns.“ Das ist eine Grafik der Gruppe „The Syrian People know their way“. Der Satz ist mittlerweile zu einem Slogan geworden – gesprüht an Häuserwände, gerufen auf Demonstrationen. Bereits zu Beginn der Revolution in Syrien im Februar 2011 haben sich KünstlerInnen, DesignerInnen und BloggerInnen zu dieser Gruppe zusammengetan. Via Facebook und andere soziale Netzwerke wollen sie sich kritisch mit den Entwicklungen in ihrem Land auseinandersetzen.

Und sie sind nicht die einzigen. Syrische Kulturschaffende – ob sie nun im Land selbst oder in der Diaspora leben – sehen nicht einfach tatenlos zu, während in ihrer Heimat Unruhen und Gewalt toben. Ob im Film, durch Fotografie, digitale Kunst, Karikaturen oder Musik – überall sind die aktuellen Ereignisse Thema. Sie setzen sich mit den Folgen der Gewalt auseinander oder klagen offen das Assad-Regime und seine Gräueltaten an.

Der 67-jährige Mohammad Al-Roumi etwa, einer der bekanntesten Fotografen Syriens, macht durch seine Bilder, auf denen er das Leben einfacher Menschen zeigt, auf die Lage in seiner Heimat aufmerksam. Das Regime kann ihn nicht stoppen. „Ich war zwar auch im Gefängnis“, sagt er in einem Interview mit dem deutschen Kunstmagazin „Monopol“. „Aber das ist eigentlich nicht das Thema. Du findest einfach einen Weg, dich auszudrücken.“

Tammam Azzam möchte das nicht riskieren. Der Syrer, der plastische und digitale Kunst entwirft, lebt in Dubai. „Ich hatte den Militärdienst abgedient, aber dann, angesichts des Aufstands, wurde mein Jahrgang erneut einberufen. Für Assad und gegen mein Volk zu kämpfen, das kam für mich nicht in Frage“, sagt er kürzlich in einem Interview mit der Tageszeitung Der Standard. In seinen neuesten Werken beschäftigt er sich mit der Zerstörung, die seinem Land widerfährt. In der digitalen Montage „Freedom Graffiti“ projiziert er unter anderem Klimts „Kuss“ auf eine zerbombte Häuserwand und erzeugt damit einen schockierenden Kontrast.

Aber es sind nicht die Kunstgalerien, es ist das Internet und es sind die Straßen, wo sich widerständige  Kunst in Syrien am häufigsten findet. Zahlreiche Initiativen wie die „Freedom Graffiti Week“ oder „Comic 4 Syria“ unterstützen den Widerstand im Land. In der Hoffnung, dass daraus ein neues Syrien erwächst – in dem dann auch die Kunst wirkliche Freiheit genießt.

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