Verlag Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2007, 166 Seiten, € 14,90
Vier Mal hat der deutsche Journalist Alexander Goeb Kambodscha besucht. Die Beobachtungen dieser Reisen fasst der Autor im vorliegenden Buch zusammen. Lässt der Untertitel ein Reisebuch vermuten, so setzt sich Goeb im Vorwort des Buches allerdings das hochgesteckte Ziel, über Geschichte und Kultur, die Zeit der Roten Khmer und die Gründe der Verwandlung einer „Widerstandsbewegung in ein mörderisches Terrorregime“ (S.8) zu berichten – ein Versprechen, das der Autor allerdings nicht halten kann. Denn neben alten kulturalistischen Stereotypen – wie etwa Kambodscha als ein Land der lächelnden Mörder – beschränkt sich Goeb auch in Bezug auf die politische Geschichte rund um die Zeit der Roten Khmer auf die Wiederholung von Standardmythen: die Gefängnisse des intendierten „Bauernstaates“ seien nur mit Auschwitz zu vergleichen, Vietnam habe „schon immer begehrliche Blicke auf das Land der Khmer geworfen“ (S.15).
Die angeführten Zahlen bleiben unbelegt, die Interviews am Ende des Buches unkommentiert. Der Autor verfehlt insofern einen wissenschaftlichen Anspruch klar und vermag nicht, die bestehende Lücke in der deutschsprachigen Südostasienforschung in Bezug auf Kambodscha zu füllen.
Dennoch bietet Goebs Buch, was viele Bücher über Kambodscha nicht bieten können: Es behandelt den Zeitraum nach der Herrschaft der Roten Khmer, dem international nur wenige Monographien gewidmet sind. Durch vier Reisen (1979, 1993, 2004 und 2006) werden historische Knotenpunkte in der Geschichte des Landes beschrieben, durch die Kombination von älteren und neueren Texten überdies aus zeitgenössischer Perspektive. Interviews mit dem ehemaligen UN-Sonderbeauftragten für Menschenrechte in Kambodscha, Thomas Hammerberg, und der deutschen Rechtsanwältin Andrea Behm runden die Beschreibung inhaltlich ab. Fazit: Ein oberflächliches, aber streckenweise interessantes Reisebuch für gemütliche Stunden am Strand – doch keine fundierte Geschichte Kambodschas.