Das Bild des Weißen in der afrikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts
Verlag Peter Hammer, Wuppertal 2003. 250 S., EURO 19,90
„Söhne des Feuers“ oder „entflammte Häute“, so heißen die Weißen in Amadou Hampâté Bâs Buch „Jäger des Wortes“. Ihre Haut sei so hell, weil in ihnen eine Glut brenne und wenn sie sich ärgerten, dann würden sie ganz rot. Und in Buchi Emechtas „Sklavenmädchen“ von 1977 mutmaßen Jugendliche, die das erste Mal eine weiße Frau sehen, dass sie sicher keine Kinder gebären könne, da sie so dünn sei. „Vielleicht bringen die Männer deshalb ihre Frauen nicht mit hierher und machen unseren Mädchen Kinder von der Farbe unreifer Palmfrüchte.“
Offener Widerstand und Verachtung, Sympathie und tiefe Bewunderung – die Bilder von Weißen sind vielfältig und nicht selten ambivalent. Der Afro-Romanist János Riesz hat eine Anthologie afrikanischer Literatur zusammengestellt, die ein Panorama des schwarzen Blicks auf Europäer aufzeigt. Die Textauszüge von über 50 afrikanischen AutorInnen, die in einer europäischen Sprache geschrieben haben, sind in zehn Kapitel unterteilt. Sie decken – historisch wie inhaltlich – ein breites Spektrum ab: Von den ersten Begegnungen, der Gewalt und dem Widerstand in den Kolonien über amouröse Abenteuer, politische Unabhängigkeit bis hin zu den Erlebnissen afrikanischer ImmigrantInnen in Europa. Die frühesten Texte der Anthologie sind in den 30er und 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts entstanden, als die Négritude-Bewegung um Léopold Sédar Sengor ihre Stimme zu erheben begann.
Riesz’ Textauswahl reduziert sich nicht auf lustige Anekdoten oder Klischees, sondern rückt in ansprechender Weise das vielgestaltige literarische Handeln in den Blick. Bedauerlich ist allerdings, dass Riesz die Leserschaft nicht genauer über die AutorInnen und die Hintergründe ihrer Texte informiert.