Frauen berichten von ihrem Leben in Krisenregionen.
Der befürchtete Irak-Krieg wird auch ein Krieg der Frauen!“, kommentiert die „Kronen Zeitung“ euphorisch am Vortag des Frauentages, der international am 8. März begangen wird. Das Boulevardblatt bezieht sich dabei auf die Entsendung von irakischen und US-amerikanischen Soldatinnen und zeigt zwei „bildhübsche Frauen“ im Blattinnern. Ein Beispiel, wie der Internationale Frauentag und Gleichstellung von Frauen mit Männern missverstanden werden kann.
Die Organisationen „Reporter ohne Grenzen“ und „Frauen ohne Grenzen“ hingegen schürfen tief und machen auf den Zusammenhang von Pressefreiheit und Frauenpolitik aufmerksam. Anlässlich des Internationalen Frauentages veranstalteten die beiden Organisationen eine Matinee unter dem Titel „Frauen im Krieg“ im Wiener Volkstheater. Im Mittelpunkt standen Frauen, die vom Leben im Krieg erzählten: als Zivilistinnen, Journalistinnen, Künstlerinnnen, Sozialarbeiterinnen, Ärztinnen usw.
Pressefreiheit und Frauenpolitik seien in Kriegszeiten in großer Gefahr, betont Rubina Möhring, Vorsitzende von „Reporter ohne Grenzen“ bei der Pressekonferenz „Frauen im Krieg“. Frauen seien die eigentlichen Leidtragenden bei bewaffneten Konflikten, doch auf sie werde oft vergessen. Sie machen den Krieg als „Heldinnen der Zivilgesellschaft“ mit, sagt Edit Schlaffer, Gründerin von „Frauen ohne Grenzen“. Ihre Organisation setzt sich dafür ein, dass Stimmen von Frauen weltweit hörbarer werden. Es sei wichtig, dass es weibliche Protestbewegungen gibt. „Sie sind gut in ihren Händen aufgehoben“, so Schlaffer.
Die Autorin und Wissenschafterin Rosina Fawzia Al-Rawi schildert die Situation im Irak: „Es gibt keine Pressefreiheit, es gibt nur die Meinung der Partei.“ Doch Saddam Hussein habe es verstanden, die wichtige Rolle der Frau in der Gesellschaft für seine Zwecke zu nützen, so Al-Rawi weiter. Als der Diktator an die Macht kam, erließ er ein 5-Jahres-Programm zur Senkung der Analphabetenrate im Irak. Jedem Mann, der seine Frau am Schulbesuch hinderte, drohte eine zweijährige Gefängnisstrafe. Weiters standen folgende Frauenanliegen im politischen Programm: Bildungs- und Wohlfahrtssystem, gleiche Bezahlung von Männern und Frauen, Mutterschutz und Kinderbetreuungseinrichtungen.
„Saddam Hussein tat dies nicht, weil er die Frauen fördern, sondern weil er durch sie die Gesellschaft verändern wollte“, ist Al-Rawi überzeugt. „Durch die beiden Kriege und das UN-Embargo allerdings nahmen Angst, Misstrauen und Zweifel zu. Das brachte die Frauen wieder zurück in ihre traditionelle Rolle“, erzählt Al-Rawi.
Pressefreiheit alleine genüge nicht, betont Tsvia Walden-Peres, israelische Friedensaktivistin und Tochter von Shimon Peres. Es braucht den Willen zum Zuhören, erst dann sei Veränderung möglich. Um Kriege zu verhindern, dürfe nicht geschwiegen werden. Das Problem liege in der Wahrnehmung, glaubt die Aktivistin und Schriftstellerin Violet Bishara al Raheb aus Palästina. „Krieg beginnt in unserer Wahrnehmung; wenn wir beginnen, den anderen zu entmenschlichen“, so al Raheb. Frauen seien keine Opfer. „Wir haben die Fäden in der Hand und wir ziehen sie auch. Wir haben eine Stimme, sie wird nur nicht wahrgenommen“, betont die Palästinenserin. Und an die bei der Pressekonferenz anwesenden Medien gerichtet: „Wo wird unsere Stimme einen Platz haben? In Zeiten, wo alle nur auf den Irak blicken. Jede von uns trägt eine Geschichte und eine Narbe. Doch werden wir gehört?“