Der bolivianische Schrifsteller Jaime Saenz (1921 – 1986) ist in seiner Heimat als schrulliger Kauz in Erinnerung.
Saenz lebte viele Jahre seines Lebens nur in der Nacht und verschlief den Großteil des Tages. Dieser Lebensrhythmus prägte ganz offensichtlich auch die literarische Welt des Bolivianers, in der Nacht, Kälte, Ferne, dunkle Räume, der Tod zentrale Themen sind. Es ist eine ganz eigenartige Welt, eine Welt fernab des bilder- und ideensprühenden magischen Realismus, die man sonst mit lateinamerikanischen AutorInnen verbindet.
Jaime Saenz, der in Bolivien etwa 20 Bücher veröffentlichte – Prosa und Gedichtbände – blieb im außeramerikanischen Ausland bisher weitgehend unentdeckt. In Italien befasst sich seit einigen Jahren der Verlag Crocetti mit der Herausgabe seines Werkes; an der Harvard Universität bemüht sich der Literaturprofessor Forrest Gander, für den Saenz einer der großen Dichter der Weltliteratur des 20. Jahrhunderts ist, den bolivianischen Autor bekannt zu machen.
In Deutschland hat der kleine Unrast-Verlag – ein linkes Verlagskollektiv aus Münster – bisher vier Bände von Saenz publiziert: Die Räume (Roman, 82 S.), Der Señor Balboa (Roman, 128 S.), Santiago de Machaca (Roman, 120 S.), Die Nacht – Die Ferne durchschreiten (Prosadichtung, 98 S.).