Herbert Langthaler (Hg.)
Innsbruck, Studienverlag 2010, 232 Seiten, € 26,90
Integration ist zur Zeit in aller Munde, doch wer weiß wirklich, was das ist, welche Rahmenbedingungen gebraucht werden und wie der Arbeitsmarkt damit umgeht? In diesem Band setzen sich 15 AutorInnen wissenschaftlich mit dem Themenbereich auseinander. Was gemeinhin als Integration bezeichnet wird, ist schlicht Anpassung oder Assimilation. Eine historische Einordnung von Migration nimmt Thomas Schmidinger vor und geht dabei bis ins Mittelalter zurück. Er behauptet, dass die ökonomische Entwicklung Österreichs ohne Migration nicht möglich gewesen wäre.
Den Arbeitsmarkt beleuchten August Gächter und Bettina Haidinger: Welche Stellung haben ZuwandererInnen und ihre Nachkommen am Arbeitsmarkt und welche Möglichkeiten zu arbeiten haben MigrantInnen ohne Aufenthaltstitel? Eine spannende Auseinandersetzung mit den Bereichen Bildung und Spracherwerb bieten Angela Wroblewski und Barbara Herzog-Punzenberger. Ergänzend dazu befasst sich Verena Plutzar kritisch mit der aktuellen Sprachdebatte in Verbindung mit der Integrationsvereinbarung. Sie zeigt auf, dass Spracherwerb nicht so sehr in Deutschkursen als durch Kontakt mit der einheimischen, deutschsprachigen Bevölkerung funktioniert.
Die Psychologin Ruth Kronsteiner analysiert Migration und Integration in erster Linie als psychischen Prozess. Auf die Ankunft im Aufnahmeland folgt eine „Migrationskrise“, die sie in drei Phasen teilt: Kulturschock, Desorganisation und schließlich – wenn es glückt – Reorganisation, also geglückte „Integration“ oder eben Rückkehr ins Heimatland. Weitere Beiträge setzen sich u.a. mit der NGO-Landschaft auseinander und stellen ein Konzept der „Gestaltungsmatrix“ als Instrument für die praktische Umsetzung von Integration auf kommunaler Ebene vor.
Das Buch ist spannend für all jene, die die oberflächliche, polemische Auseinandersetzung rund um Migration und Integration nicht unwidersprochen lassen wollen. Die sozialwissenschaftlichen Erkenntnisse, die hier präsentiert werden, ermöglichen es, der aktuellen fremdenfeindlichen Politik mit fundiertem Wissen und Argumenten zu begegnen.
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