Inklusion für alle!

Von Christina Schröder · ·
Buchcover von

Über 400 Seiten stark ist „Zusammensein. Plädoyer für eine Gesellschaft der Gegenseitigkeit“ – ein Buch, das die Autorin Hadija Haruna-Oelker als politischen Essay, als persönliches Sachbuch bezeichnet.

Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin verbindet darin ihre Erfahrungen als Schwarze Frau und Mutter eines Kindes mit Behinderung mit einer kritischen Auseinandersetzung über den gesellschaftlichen Umgang mit marginalisierten Menschen in Deutschland, Europa und den USA.

Von Hitler bis Höcke (AfD) spannt sie den zeitlichen Bogen, geht auf die Verbrechen im Nationalsozialismus, sowie auf die Entstehung von Rechten für Menschen mit Behinderung ein, zitiert die Erfahrungen von Aktivist:innen und benennt die Herausforderungen, vor denen wir als Gesellschaft stehen: Ableismus, Rassismus, Sexismus etc. Haruna-Oelker erklärt, wie intersektionales Denken und Inklusion vorangetrieben werden müssen und wie wichtig es dabei ist „sich in die Gegenseite hineinzuversetzen und deren Anliegen zu den eigenen zu machen, nicht für andere zu sprechen, sondern mit ihnen und in ihrem Sinne“.

Neue Wege gefragt
Die Autorin belegt detailreich, wie (mittlerweile) gesetzlich verankerte Rechte zu haben und Recht zu bekommen (immer noch nicht) dasselbe sind und erklärt, warum Charity-Politik, Förderklassen sowie die Art, wie Pflege gedacht und praktiziert wird, keineswegs zu Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft führen. Vielmehr müssten neue Erzählungen von Behinderung  gefunden werden und zwar von allen gemeinsam, denn Inklusion sei eine Aufgabe für alle, besonders für die Mehrheit und nicht für diejenigen, die marginalisiert werden.

Haruna-Oelker verfolgt dafür auch die Grundidee der Philosophie aus dem Süden Afrikas, des Ubuntu: Ich bin, weil du bist. Eine harmonische und friedliche Gesellschaft basiere demnach auf wechselseitigem Respekt und Anerkennung, Achtung der Menschenwürde und auf dem Glauben an ein „universelles Band des Teilens, das alles Menschliche verbindet“ und dem Bewusstsein, dass man selbst Teil eines Ganzen ist.

Die eigene Geschichte erzählt
Inspiriert zu schreiben wurde Haruna-Oelker u.a. von Audre Lorde, die sich selbst als Schwarze Frau, Lesbe, Feministin, Kriegerin, Dichterin und Mutter positionierte und mit einer Krebserkrankung lebte. Im Sinne der Intersektionalität legte sie dar, dass es keine Hierarchie der Unterdrückungsformen gebe. In ihren Berliner Jahren ermutigte sie Schwarze Frauen dazu für sich selbst zu sprechen, indem sie ihre Geschichten aufschrieben. Genau das hat Haruna-Oelker getan. In ihrem Buch gibt sie tiefe persönliche Einblicke in ihre Beziehung zu ihrem Sohn und die gemeinsamen Erfahrungen. 

Zugegeben, 400 Seitens sind viel Lesestoff. Dennoch sollte sich alle, die sich nach einer friedlicheren Gesellschaft sehnen, die Zeit dafür nehmen, um zu erkennen und zu erlernen, was zu tun ist. Und wenn sich die gesamte Lektüre dennoch nicht ganz ausgeht: Am Ende jedes Kapitels gibt es eine Zusammenfassung der Inhalte in einfacher Sprache, um den Text möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Lesenswert, lebenswert.

Hadija Haruna-Oelker
„Zusammensein. Plädoyer für eine Gesellschaft der Gegenseitigkeit“
btb Verlag, München 2024, 416 Seiten

oder das
Hörbuch im Hörverlag
https://www.penguin.de/buecher/hadija-haruna-oelker-zusammensein/buch/9783442759477

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