Die „Städte der Zuflucht“ wollen SchriftstellerInnen Sicherheit vor Verfolgung und Raum für literarisches Schaffen bieten. Zum Beispiel Salzburg dem Kubaner Rogelio Saunders.
Rogelio Saunders aus Kuba wurde in seiner Heimat nicht verfolgt, eingesperrt mißhandelt – es wurden ihm „einfach“ die Möglichkeiten, seine Texte auch zu publizieren, immer mehr erschwert. Eine Erzählung erschien, und dann der Gedichtband „Polyhimnia“, der heute noch verkauft wird. Doch das nächste Buchprojekt blieb zwei Jahre beim Verlag liegen, angeblich weil es kein Papier für den Druck gab. Doch andere, politisch genehme Autoren, wurden sehr wohl verlegt.
Daraufhin zog Rogelio das Manuskript zurück. „Wenn ich der UNEAC (Kuban. Schriftstellerverband; Anm.) angehört hätte, wäre alles anders gewesen.“
„In einem totalitären Regime wie Kuba existieren die Beschränkungen schon vor deiner Geburt“, faßt Rogelio Saunders die Erfahrungen seiner 35 Jahre in Kuba zusammen. „Entweder du bist Revolutionär oder du bist keiner. Und wenn du keiner bist, bist du aus dem Spiel.“
Seit Mitte Dezember lebt der karibische Autor nun für ein Jahr in Salzburg,. Er kam im Rahmen der von Wole Soyinka, Salman Rushdie, Tony Morrison u.a. gegründeten Initiative „Stadt der Zuflucht“ (siehe SWM 1-2/98, Seite 6-7). Rogelio Saunders gilt als einer der wichtigsten Autoren der jüngeren Generation kubanischer Kulturschaffender.
Der Kubaner bewundert Thomas Bernhard. Was ihn an dem österreichischen Autor besonders anzieht, ist dessen Beobachtung und Verständnis der Beziehung zwischen Sprache und Wirklichkeit, zwischen Individuum und Staat, zwischen Kunst und Macht.
In Salzburg will Rogelio Saunders schreiben, schreiben, schreiben. Literarische Projekte hat er genügend, doch spricht er nicht gerne darüber. Und was er nach dem Jahr in der Mozartstadt machen will? „Caramba, das ist heute schwer zu sagen! Doch zweifellos ist meine Absicht dieselbe wie vor meiner Ausreise aus Kuba: weiterschreiben.“
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