In den Gewürzgärten Sri Lankas

Von Redaktion · · 2007/12

Gewürze werden in unterschiedlichen Strukturen produziert: agroindustriell auf Plantagen oder in kleinbäuerlicher Landwirtschaft. Oft kommen chemische Keulen zum Einsatz, manchmal wird umweltschonend kultiviert. Andrea Reitinger hat Bauernfamilien in Sri Lanka besucht, die Gewürze biologisch produzieren und seit Jahren mit dem Fairen Handel in Geschäftskontakt stehen.

Farben, Gerüche, Stimmengewirr – verdichtetes Leben in einer Marktstraße in Kandy. Hinter aufgetürmten Obst- und Gemüsebergen warten Frauen und Männer auf Kundschaft, daneben füllt eine Marktfrau sattgelbes Pulver in eine Tüte. Mit einer kleinen Schaufel hebt sie es aus einem Sack, einem von vielen, deren würziger Inhalt in unterschiedlichen Gelb-, Braun- und Rotschattierungen leuchtet. Was danach in Sri Lankas Küchen entsteht, sind kleine kulinarische Kunstwerke. Man nennt sie einfach Curries, doch ihr Variantenreichtum ist beglückend.
Im landschaftlich beeindruckenden Hügelland um die Stadt Kandy, in der Zentralregion Sri Lankas gelegen, haben viele Gewürzbauernfamilien ihr Zuhause. Anura Kularatne ist einer von ihnen. Der 44-jährige Kleinbauer aus Kolugala lebt mit seiner Frau und seinen fünf Kindern in einem einfachen Haus inmitten einer Landschaft, die an Üppigkeit und Schönheit kaum zu überbieten ist. Auf seinen zwei Hektar Land baut er Gewürze, ein wenig Kaffee und Reis an.
Die Vegetation könnte vielfältiger nicht sein und leicht könnte man die eine oder andere Kostbarkeit übersehen. Wer sich fein säuberlich aneinander gereihte Pflanzen einer Sorte vorstellt, wird in Anuras Gewürzgarten eines Besseren belehrt. Da ranken sich Pfefferlianen vier bis sechs Meter an Bäumen hoch, daneben steht ein Nelkenbaum, dahinter ein Kaffeestrauch, darüber ragen Kokospalmen und allerlei anderes exotisches „Gepflänz“. Was an Marillen erinnert, entpuppt sich als die Frucht des Muskatbaumes. In ihrem Inneren verbirgt sich der wahre Schatz. Der Kern ist von einem leuchtend roten Samenmantel umgeben – der Muskatblüte. Darunter erst liegt die von einer Schale eingehüllte Nuss.

Um seine Gewürze vermarkten zu können, arbeitet Anura – wie viele andere in seinem Dorf – seit Jahren mit PODIE zusammen. Die gemeinnützige Vermarktungsorganisation mit Sitz in der Küstenstadt Negombo gibt es bereits seit 1974. Sie ist eine der ältesten Partnerorganisationen des Fairen Handels. Durch PODIE können die Gewürzbauern und
-bäuerinnen einen Teil ihrer Ernte zu besseren Preisen verkaufen und werden auch bei der Weiterverarbeitung unterstützt. Solartrockner erleichtern seit kurzem das Trocknen der Ernte, das sich im feuchten Klima oft als schwierig erweist. Die Sicherung der Qualitätsstandards hatte in den letzten Jahren Vorrang und war Teil eines Programms, das von europäischen Organisationen des Fairen Handels mitfinanziert wurde. Es berücksichtigt die Bauernfamilien ebenso wie die rund 50 jungen Frauen, die im Weiterverarbeitungs- und Verpackungsbetrieb in Negombo arbeiten, und mündete schließlich vor einem Jahr in die erfolgreiche Bio-Zertifizierung.

In den Weltläden wird eine Reihe von fairen Gewürzen angeboten. Geschenktauglich ist etwa der „Bio-Gewürzreigen“ (€ 36,90) von EZA Fairer Handel: Chili & Co. von Kleinbauern und -bäuerinnen Sri Lankas, abgefüllt in dekorativen Glasröhrchen, mit einer Aufhängung aus steirischem Apfelholz.
„Nach so vielen Jahren der Zusammenarbeit ist PODIE nunmehr in der Lage, uns mit Gewürzen zu beliefern, die den hohen Anforderungen des kontrolliert biologischen Anbaus entsprechen“, zeigt sich Verena Gehmacher, „Gewürzverantwortliche“ bei der österreichischen Importorganisation des Fairen Handels EZA mit dem Ergebnis zufrieden. Die Umstellungsleistung lag nicht so sehr im Verzicht auf Chemie. „Schon in der Vergangenheit sind die Kleinbauern in ihren Gewürzgärten ohne Pestizide ausgekommen“, meint sie. Die Leistung lag vielmehr im Aufbau einer verlässlichen internen Struktur, die die umfangreiche Dokumentation vom Garten über die Ernte, die Weiterverarbeitung, Verpackung und den Export gewährleistet.
Viel Erfahrung hat damit bereits Bio-Foods, eine jüngere Partnerorganisation der EZA in Sri Lanka. Das 1993 gegründete Privatunternehmen wird von Sarath Ranaweera geleitet, der sich auf Gewürze und Tee spezialisiert hat. Der Agrarexperte war zunächst im Auftrag der Regierung Berater von Klein- und Mittelbetrieben und hat dabei die Probleme von KleinproduzentInnen kennen gelernt. Als er sich selbständig machte, wurden sie zu seinen Kooperationspartnern, „denn die Großen überleben ohnehin, die Kleinen aber müssen gefördert werden“, meint Ranaweera. Von vorne herein wählte er einen ganzheitlichen Ansatz. „Eine nachhaltige Form der Landwirtschaft ist umweltfreundlich, sozial gerecht, wirtschaftlich tragfähig, und sie entspricht der Kultur der Menschen.“ Organischer Landbau und Fairer Handel gehören für ihn deshalb einfach zusammen.

Andrea Reitinger arbeitet im Bereich Information & Öffentlichkeit der Importorganisation EZA Fairer Handel.

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