Ab. Rahman (34), anerkannter Flüchtling aus Afghanistan, lebt seit sieben Jahren in Österreich.
Mir fällt auf, dass es hierzulande nur wenig von etwas gibt, was man mit „Handschlagqualität“ übersetzen könnte. In Afghanistan, wo ich herkomme, brauche ich keine Unterschrift, wenn ich jemandem Geld borge. Wenn er mir sein Wort gibt, zählt das mehr als jede Unterschrift. Über einen Menschen kann ich etwas viel besser beweisen als über ein schriftliches Dokument.
Ich arbeite als IT-Techniker und ich sehe jeden Tag, welches Vertrauen die Menschen hier in die Technik haben. Geldgeschäfte, Archivierung, Ablage-Systeme: alles funktioniert schriftlich und über PC. Computer sind stabile Systeme, man hält sie für vertrauenswürdiger als Menschen.
Dennoch braucht man ein Backup und noch ein Backup vom Backup. In Afghanistan wird Wissen viel mehr auf dem Weg der mündlichen Überlieferung bewahrt. Was ein Mensch weiß, vergisst er nicht. Und jeder Mensch hat die Verpflichtung, sein Wissen weiterzugeben.
Computer sind selbstsüchtig. Wenn ein Computer abbrennt, nimmt er sein ganzes Wissen mit.
In der mündlichen Überlieferung kann das nicht passieren.
aufgezeichnet: ki
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