Kagiso Lesego Molope
Roman. Aus dem Englischen von Salah Naoura. Basel, Baobab Books 2012, 192 Seiten, EUR 15,40
Tshidiso Masemola lebt mit ihrer Mutter und ihren zwei Tanten im Township Bofelong, wo sie von ihren Nachbarn misstrauisch beäugt und für Hexen gehalten werden. Tshidisos Vater arbeitet außerhalb von Pretoria und die drei Schwestern leben seit dem Tod ihrer Mutter zurückgezogen, aber dennoch eigenständig.
Im Jahr 1990 ist die anstehende Veränderung in Südafrika spürbar und so beschließen sie, Tshidiso in diese neue Welt zu integrieren. Fortan soll sie auf die katholische, englischsprachige Schule Christi Himmelfahrt gehen, an der neuerdings auch Schwarze zugelassen sind. Für Tshidiso beginnt eine entdeckungsreiche Zeit, denn zum ersten Mal lernt sie Mädchen mit anderen Hautfarben und aus unterschiedlichen sozialen Schichten kennen. Dass das jedoch nicht ganz so idyllisch abläuft, beweist ein Zwischenfall im Sportunterricht, der nicht nur schulintern großes Aufsehen erregt. In der spannungsreichen Zeit um Nelson Mandelas Entlassung aus dem Gefängnis spielt sich im Mikrokosmos der Schule selbst ein gesellschaftspolitisches Drama ab.
Die südafrikanische Autorin Kagiso Molope möchte Geschichten schreiben, die sie selber gerne gelesen hätte. Das ist ihr mit dieser Entwicklungs-Geschichte auch gut gelungen. Tshidiso erzählt aus der Ich-Perspektive; dabei sind ihre Unsicherheit als neue Schülerin und ihr Wunsch nach Anerkennung realistisch beschrieben und verständlich. Geschickt werden auch die Mutter und ihre Schwestern mit einbezogen, denn ihre Gedanken unterbrechen oftmals die Kapitel und sie beschreiben Ereignisse aus der Vergangenheit oder kommentieren die gegenwärtige Handlung. Das einzige Manko besteht darin, dass der Konflikt erst relativ spät in der Geschichte stattfindet. Das bietet jedoch wiederum den Vorteil, das Leben im Township und Tshidisos Gefühle intensiv zu beschreiben sowie ein verhältnismäßig offenes Ende zu bieten. Daher bleibt als Fazit: „Im Schatten des Zitronenbaumes“ ist ein spannendes Jugendbuch, das sich sicherlich gut als Schullektüre eignet.
Ruth Papacek
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