Was die westliche Zahnmedizin mit viel Aufklärungsarbeit und gegen den Widerstand uneinsichtiger Mundhygiene-SkeptikerInnen erst wieder mühsam durchsetzen muss, liegt für die BewohnerInnen des indischen Subkontinents schon seit Jahrhunderten auf der Hand, vielmehr: auf der Zunge. So äußert sich bereits die Charaka Samhita, das mit über 1.500 Jahren älteste noch erhaltene medizinische Werk Indiens, wie folgt: „Der Schmutz, der sich an der Zungenwurzel sammelt, behindert den Atem und erzeugt einen üblen Geruch; daher soll man die Zunge abschaben.“
Für diesen Zweck gibt es gebogene Metallstreifen aus Kupfer, Zinn, Silber, Messing oder rostfreiem Stahl, wie sie in Indien oder auch China seit langem verwendet werden, um die Zunge allmorgendlich von ihrem Belag zu befreien. Die jüngere westliche Nachahmung ist aus ernüchterndem Plastik.
Und so geht’s: Kratzen Sie sanft 7 bis 14 Mal von hinten nach vorne und spülen Sie dazwischen den Schaber. Durch das Kratzen werden Gift- und Abfallsstoffe und Krankheitskeime entfernt. Zusätzlich wirkt es wie eine Botschaft an alle inneren Organe und stimuliert das Verdauungssystem. Danach spülen Sie den Mund. Ayurveda-ÄrztInnen raten zu regelmäßigem Schaben nicht nur um des guten Atems willen, sondern auch bei häufigen Halsschmerzen oder Stirn- und Nebenhöhlenentzündungen.
Die Autorin empfiehlt einen silbernen Schaber. Schon die Worte zergehen auf der Zunge, und auch ästhetisch gibt er viel mehr her als eine ordinäre Zahnbürste. Nicht zu empfehlen ist – wie eine Bekannte vorgeschlagen hat – doch einfach den Kartoffelschäler zu verwenden.