Liebe Südwind-Redaktion!

Von Redaktion · · 2014/02

Schon einmal darüber nachgedacht, wie viele Kaffeebohnen in einem Espresso stecken? Ungefähr 76. Das und mehr erfährt man, wenn man mehrere Wochen in einem guatemaltekischen Dorf verbringt, wo die Haupteinnahmequelle Kaffeeanbau ist. So wie jüngst wir, eine Gruppe junger DänInnen, entsendet von der NGO „The Central American Committee“. Wir tauchten ein in den Alltag unserer Gastfamilien, lernten, Tortillas zu machen und im Fluss Wäsche zu waschen. Zudem ist Dezember Erntezeit: Kaffeebohnen werden in Guatemala mit der Hand gepflückt, da die Pflanzen in steilem, unwegsamen Gelände wachsen – unwegsam besonders für FlachländerInnen.

Der Arbeitstag bei der Kaffeeernte ist anders als alles was wir gewohnt sind. Zwei Stunden nachdem wir Richtung Feld aufgebrochen und auf Berge gestiegen sind, sind wir schweißnass ehe die Arbeit noch begonnen hat. Einmal angekommen, schnallen sich Kinder, Eltern und DänInnen Körbe um, um die Bohnen einzusammeln. Die Sonne brennt vom Himmel, ein paar Mädchen singen, ein paar Männer spielen per Zuruf Frage-und Antwort-Spiele. Nach vielen Stunden gibt es eine Pause mit Tortillas und Mandarinen. Die Arbeit dauert bis in den späten Nachmittag.

Tage wie dieser lassen uns den Wert einer Kaffeetasse ganz neu bemessen. In der Hochsaison erntet eine Familie um die 45 kg , die sie um 100 Quetzal, nicht einmal zehn Euro verkaufen. Wenn wir ab jetzt in einem Kaffeehaus einen Espresso trinken, wissen wir, dass irgendwo in den Bergen eine Familie viel Arbeit investiert hat – für die 76 Bohnen, die sich nun geröstet und verarbeitet in einer kleinen Tasse finden.
Ane Krestine Larsen und Rosa Naes

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