Kürzlich besuchte ich das „Drogen-Eliminierungs-Museum” in Yangon. Ein „Anti-Drogen“-Museum in Myanmar, dem zweitgrößten Opiumproduzenten weltweit und wichtigsten Hersteller synthetischer Drogen in der Region? Das konnte ich mir nicht entgehen lassen!
Zu meiner Überraschung war ich der einzige Besucher im 2001 eröffneten, dreistöckigen „Palast“. Außer mir war offensichtlich niemand auf die Idee gekommen, sich am Wochenende der etwas plumpen, aber unterhaltsamen Propaganda des Militärs auszusetzen und dafür auch noch drei US-Dollar zu bezahlen.
Im ersten Raum findet sich ein Porträt des ehemaligen Diktators General Than Shwe. Obwohl inzwischen im Ruhestand, wird vermutet, dass der General weiter im Hintergrund die Fäden zieht. Nur wenige Schritte weiter wartet via Info-Tafeln und Schaukästen die Kernbotschaft des Museums: Drogen seien ein Erbe der Kolonialisierung und stünden im krassen Widerspruch zur lokalen Kultur. Vor Ankunft der Briten waren die burmesischen Könige immer hart gegen Drogen vorgegangen. Ein Highlight des Museums ist der Geisterbahn-ähnliche Vorführraum, in dem die Auswirkungen von Drogen auf den Menschen dargestellt werden.
Die Schaubilder tragen Titel wie „Vom Wahnsinn zum Tod“. Zahlreiche weitere Fotos und Exponate illustrieren die Anstrengungen des Regimes zur Bekämpfung des Drogenanbaus. Informationen über die berühmten „Opium-Könige“ Myanmars wie Lo Hsing Han oder Khun Sa sucht man im Museum vergeblich. Ersterer starb erst kürzlich in Yangon an Altersschwäche. Beide waren bis zuletzt einflussreiche Verbündete des Militärs, das die Wirtschaft Myanmars fest im Griff hält.
Rainer Einzenberger
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