An dem Tag, an dem ich diese Zeilen schreibe, wurden auf dem Sinai 25 Polizisten von Extremisten getötet. Ich war total schockiert, als ich davon hörte. Es hat geheißen, dass die jungen Männer auf dem Weg zurück zu ihren Familien waren. Nach ihrem Präsenzdienst wollten sie einen neuen Lebensabschnitt beginnen.
Es ist jetzt 21 Uhr und für Kairo gilt die Ausgangssperre. Alle sind zu Hause eingesperrt. Ich bin so verzweifelt, dass ich nicht lesen oder fernsehen kann. Von meinem Balkon aus schaue ich hinunter auf die Straße, aber ich finde nichts außer Stille und einen dunklen, mondlosen Himmel.
In Kairo darf die Nacht nicht so still sein! Kairo ist wie ein großer, überfüllter Zirkus, der niemals schläft! Es ist eine Stadt, in der alles außer Kontrolle ist und wo großer Lärm eines der kleineren Probleme ist. Diese Stille ist merkwürdig und bedrückend; und sie löst überwältigende Gefühle in mir aus. Ich sehe die bedauernswerten Polizisten vor mir, die kaltblütig ermordet wurden; ich erinnere mich an die Zusammenstöße, die sich in den vergangenen Wochen auf den Straßen ereigneten.
Ägypten ringt seit nunmehr zwei Jahren um Freiheit und Demokratie, aber was wir in letzter Zeit erlebt haben, ist fast nicht mehr auszuhalten. Ich bin skeptisch, ob wir es aus dieser Krise schaffen. Es geht darum, eine einzigartige, sozial und kulturell vielfältige Bevölkerung zu einen. Die Menschen in Ägypten warten darauf, dass ganz normale Träume verwirklicht werden: Sie träumen davon, genug zu essen zu haben, Sicherheit und Bildung zu genießen und in Freiheit und Demokratie zu leben.
Huda Abdel Kader
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