G. Schrüfer und I. Schwarz (Hg.)
Sachbuch. Ein geographischer Diskursbeitrag. Verlag Waxmann, Münster 2010, 183 Seiten, € 24,90
Seit nun gut einem Jahrzehnt kann Globales Lernen als zentrales Paradigma der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit angesehen werden. Doch dem Konzept haftete stets etwas Unbestimmtes an: Zu unscharf waren die Konturen, zu weitreichend der Anspruch, der da lautet, dass Globales Lernen nichts Geringeres als die pädagogische Antwort auf die Globalisierung sei.
Diese konzeptionellen Herausforderungen diskutiert das von der Didaktik-Professorin aus Münster, Gabriele Schrüfer, und der Wiener Neustädter Südwind-Leiterin und Uni-Lektorin Ingrid Schwarz herausgegebene Buch „Globales Lernen“, das sich als „geographischer Diskursbeitrag“ versteht.
Als Konzept für die entwicklungspolitische Bildungsarbeit hat sich das Globale Lernen längst bereits bewährt, wie etwa der Beitrag der Praktikerinnen Heidi Grobbauer und Karin Thaler beweist. Helmuth Hartmeyer zieht einen kritischen Vergleich zwischen der Entwicklung des Globalen Lernens in Österreich und jener in Deutschland und zeigt dabei Schwächen wie Potenziale des Konzeptes auf.
Überraschend hart ins Gericht mit dem Globalen Lernen geht der Frankfurter Geographie-Didaktiker Jürgen Hasse, der es als gegenaufklärerisches Projekt kritisiert, das politischen Interessen geschuldet ist. Es gehe darum, politökonomische Interessengegensätze als harmonisierbar darzustellen und grundlegende Systemfragen auszublenden. Konzilianter fällt die Kritik der aus Salzburg stammenden Geographin Ulli Vilsmaier aus, die sich mit dem fundamentalen Widerspruch im Globalen Lernen befasst, gleichzeitig über nichts weniger als „die ganze Welt“ zu sprechen, als würde man nicht dazugehören, und doch auch Teil dieser Welt zu sein. Ihr anspruchsvoller Text ist eine wirklich kluge Intervention in die Debatte.
Die anderen Beiträge des Sammelbandes reagieren leider kaum auf diese herausfordernden Kritiken, obwohl alle Texte aus einer Sitzung beim Deutschen Geographentag in Wien 2009 hervorgegangen sind. Das ist bedauerlich, denn an solchen Kritiken könnte das Globale Lernen wachsen. Der Sammelband spannt dennoch einen breiten Bogen von Fundamentalkritik über empirische Beobachtungen bis zu konkreten Modellen für die Bildungsarbeit.
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