Wir hoffen, dass den Ankündigungen Taten folgen, dass für Haiti eine Hilfsaktion der Superlative unternommen wird. Die Erdbebenkatastrophe wird von zahllosen Spendenaufrufen begleitet. Über deren Erfolg entscheidet letztlich, ob es gelingt, Betroffenheit zu erzeugen, das Ferne in die Nähe zu holen. Ein kleines, hierzulande den meisten kaum bekanntes Land tritt plötzlich in das Rampenlicht der Weltöffentlichkeit. Und die Medien gehen dann insbesondere der Frage nach, inwieweit von der Katastrophe auch eigene StaatsbürgerInnen, zum Beispiel ÖsterreicherInnen, betroffen sind.
Für das Südwind-Magazin ist es Alltagsarbeit, das Ferne – auch ohne Katastrophen – vertraut zu machen. Im Juni vergangenen Jahres war Haiti eine Titelgeschichte („Land der Extreme“) gewidmet. Es wurde ein Bericht aus einem äußerst armen Land mit desolater Infrastruktur, unstabiler politischer Lage, jedoch auch mit einer lebendigen Kultur. „Haiti ist ein Land der Gegensätze, der Extreme, das nicht gleichgültig lässt, in dem die ausgeprägte Armut kontrastiert mit der großen Energie und Freundlichkeit der Bevölkerung…“. So schrieb damals unsere freie Mitarbeiterin Viktoria Perschler. Die österreichische Juristin arbeitet seit Oktober 2008 als Konsulentin in Haiti.
Frau Perschler und ihre Familie haben das Erdbeben körperlich unversehrt überlebt. Die nach Österreich zurückgekehrte geschockte Augenzeugin der Katastrophe erklärte gegenüber der Tageszeitung „Der Standard“, dass sie beabsichtige, wieder an den Unglücksort zurückzukehren und beim Wiederaufbau mitzuhelfen. Und vielleicht wird man dann wieder etwas aus ihrer Feder im Südwind-Magazin lesen können, wenn Haiti aus dem Mittelpunkt des globalen Medieninteresses verschwunden ist.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.
Die Südwind-Redaktion