Der Forstwirt, SWM 11/2008
Ich lese seit Jahren regelmäßig den „Südwind“, aber noch nie habe ich hier ein dermaßen oberflächliches Zeug gelesen wie den romantischen Schüleraufsatz „Der Forstwirt, den alle kennen“. Dass die Kiefern in Uganda schön in der Reihe stehen und Cissy Nampala sie mit Hingabe pflegt, mag in den 1930er Jahren in einer mitteleuropäischen Kleingärtnerzeitschrift mitteilenswert gewesen sein, aber von einer entwicklungspolitischen Zeitschrift des Kalibers „Südwind“ erwarte ich z. B. ein paar Angaben dazu, wie viel von den 8 Euro, die Global Woods für eine Tonne CO2 erzielt, bei ihr für ihr Engagement hängen bleibt. Dass – wie das UN-Klimasekretariat meldete – in den Annex I-Staaten die Emissionen von 2000 bis 2006 trotz Kyoto-Protokolls um 2,3% gestiegen sind, hängt auch damit zusammen, dass wir immer mehr auf Ablasshandel zurückgreifen, statt selbst zu reduzieren. Die „Carbon Bonanza“ führt derzeit zu einer Flut von Projekten im Süden der Welt, die es nicht schön zu schreiben, sondern im Kontext globaler Klimagerechtigkeit zu analysieren gilt. Wie schnell sich übrigens gespeicherter Kohlenstoff in Rauch auflösen kann (so dass er viel früher als geplant in die Atmosphäre zurückkehrt), weil wütende ugandische Bauern eine CO2-Plantage abfackeln, zeigt ganz unromantisch der niederländische Film „Het CO2-Alibi“, den ich hiermit Eurer Leserschaft zur Neutralisierung der Wirkung des Artikels empfehle.
Dietmar Mirkes
ASTM/Klimabündnis Luxemburg
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