Klavier spielen viele. Und ein so richtiges Weltmusikinstrument ist es ja auch nicht. Joanna MacGregor ist da eine Ausnahme. Sie ist eigentlich immer eine Ausnahme: Egal, welche Stil-Schublade man öffnet, sie ist sicher nicht drinnen. Die 1959 geborene Londonerin widmet sich einer berührenden Allemande von Bach ebenso wie einem mitreißenden Tango von Piazzolla, oder einer jazzigen Eigenkomposition. Weiters tut sie sich zu Duetten zusammen: Mit dem südafrikanischen Kollegen Moses Molelekwa erforscht sie mögliche Brückenschläge zwischen drum beats, Poesie und Romantik; mit dem Tabla-Virtuosen und DJ Talvin Singh, einem Superstar der Londoner Indien-Szene, tritt sie in einen perkussiven Dialog und präpariert die Saiten ihres Flügels mit Nägeln und Schrauben, sodass es gar nicht mehr nach „Klavier“ klingt.
Aber halt: präpariertes Klavier? Ach ja, John Cage! Eine von Cages „Sonatas and Interludes for prepared Piano“ ist auch auf der CD zu hören, und sie klingt im multikulturellen Umfeld dieses Programmes wie eine faszinierende Botschaft aus einem noch zu entdeckenden Land.
15 Stücke, 15 verschiedene Klangwelten fasst Joanna MacGregor hier zusammen, dementsprechend einfach und allumfassend lautet der Titel „play“.
Eine zentrale Aussage zum Thema ist von Talvin Singh zu lesen: „In Großbritannien hält man südamerikanische Panflöten, indische Sitars oder Tablas für exotisch – in Bombay dagegen ist eine elektrische Gitarre exotisch.“ So gesehen schafft sich Joanna MacGregor (Jeans, T-Shirt, Ledermantel) eine Welt, die ausschließlich aus Exotika besteht – und gerade in dieser Vielfalt dürfte sie ihre Zugehörigkeit finden.
Joanna MacGregor: Play.
Sound Circus / Enja 94382,
Österreich-Vertrieb Edel Record