Maybe I’ll try that again“ zischt sie, nachdem sie sich schon gefragt hat: „Warum nur spiele ich akustische Gitarre?“ und überhaupt: „Now, how does this go?“ Ani DiFranco hasst ihr Instrument und vergisst den Anfang eines eigenen Liedes. Aber nicht nur, dass sie diese Unzulänglichkeiten nicht herausgeschnitten hat, sie setzt sie gleich an den Beginn ihrer neuen CD. Sie habe schnell herausgefunden, dass es die perfekte Version eines Stückes nicht gäbe, weder auf Band und schon gar nicht in ihrem Kopf. Trotzdem also, oder besser: gerade deshalb traut sich Ani DiFranco, ein Live-Doppelalbum herauszubringen. 13 Lieder. Songs. Folk? Das ist doch eigentlich Schnee von gestern!? Folk – das Wort ist dermaßen in Misskredit geraten, dass es unter die schwarze Liste der „four letter words“ Eingang fand, neben „f…“ und „sh..“
Einerseits: Ani DiFranco ist viel mehr als eine Folksängerin. Sie bringt neben sich und ihrer Gitarre eine exquisite Band auf die Bühne und beherrscht ihr Instrument schon viel besser als Bob Dylan. Andererseits: Sie spielt virtuos mit dem Image des Folk – das „Aufrechte“, „Aufsässige“ springt aus jeder Verszeile: „Open fire on MTV“, und „Was ist das Leben anderes als Abrechnung“, aber sie verachtet jegliche political correctness und verfügt über eine große Portion Ironie. Wer eines ihrer Konzerte miterlebt, wird von der Gleichzeitigkeit von Intimität und Aggressivität, von Sentimentalität und Sarkasmus durchgeschüttelt. „Danke, dass ich bei Dir sein durfte, danke für Bier und Essen, und dass Du mir die Busfahrt bezahlt hast; danke für das saubere Handtuch und das halbe Bett.“
Ani DiFranco: so much shouting so much laughter. rbr 029. www.righteousbabe.com
Vertrieb in Österreich: Hoanzl
www.righteousbabe.com