Artaud lebte mit den Indianern, versuchte die Annäherung auch durch Einnehmen von Peyote. Was er über seine Erlebnisse und Eindrücke bei den Tarahumara berichtet, kann als sein individuelles Eindringen in eine umfassende Gebärdensprache gesehen werden, die er in den Landschaftsformen ihres Wohngebiets ebenso verwirklicht sah wie in ihren sozialen und rituellen Verhaltensweisen.
Von Mexiko, in dem er Reste indianischer Kultur noch am Leben sah, erhoffte sich Artaud eine andere Revolution, eine Veränderung des menschlichen Bewusstseins, wobei die subtilen Kräfte der animistischen indianischen Kultur sich der mechanistischen europäischen Zivilisation bemächtigen und diese schließlich zerstören sollten.
Antonin Artaud rief die mexikanische Führungsschicht dazu auf, sich dieser ihrer Aufgabe bewusst zu werden und sie zu verwirklichen, er predigte jedoch wie nicht anders zu erwarten war tauben Ohren.
Der Zwiespalt unserer Existenz aber, welchen Artaud in seinem Buch über die Tarahumara und nicht zuletzt durch sein ganzes Leben aufzeigte, ist heute dieselben wie damals; die Probleme haben sich eher verschärft. In diesem Sinn sind Artauds revolutionäre Botschaften heute so aktuell wie je.
Antonin Artaud: Die Tarahumaras, Revolutionäre Botschaften, Verlag Rogner & Bernhard, München 1976.
Die Schriftstellerin Liesl Ujvary, geboren in Pressburg, lebt in Wien. Texte, Bilder, Musik. Letzter Roman: Das reine Gehirn (Ritter Verlag, Klagenfurt).
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