Wer den Film „Schamanen im blinden Land“ (Michael Oppitz) gesehen hat und „Die Salzmänner von Tibet“ (Ulrike Koch), wird zwei Szenen behalten, die beide mit einem entscheidenden Wegabschnitt zu tun haben: der letzten Strecke zum Salzsee/zur Salzgöttin hin, auf der die Teilnehmer nicht mehr wie gewohnt sprechen (ab dem Ziegenfelsen nur in Geheimsprache), im Schamanen-Film jenen Lauf bergauf bis zum Pass der (Nicht)Wiederkehr, den der Magier während des Heilrituals imaginiert, wobei er die geraubte KrankenSeele in genauer Ortskenntnis mental einzuholen sucht, bis zu jener Kapelle (dunkles Tor/ überkreuzte Stäbe), wo das andere Tal/ Ausland/Reich des Todes beginnt.
Die begehbaren und transzendenten Wege der zentralasiatischen (Halb)Nomaden sind in zwei Büchern aus der Ferne nachzuvollziehen:
„Die Nomaden Westtibets“, ein Erfahrungsbericht der US-amerikanischen Anthropologen Melvyn C.Goldstein und Cynthia M.Beall, die ein Jahr in Gemeinschaft mit Hirtennomaden auf dem Changtang, einem der extremsten Gebiete der Erde, verbracht haben.
Das Buch, 1991 auf Deutsch im Verlag Das Andere, Nürnberg, erschienen, wurde mir damals von der verehrten hochbetagten Mentorin Maria Hromatka geschenkt, womit sie wohl einen Kontrapart zu meiner eigenen almerischen Tätigkeit setzen wollte. Der praktischpoetische Akt des Melkens wird von den Pala-Nomaden so durchgeführt, dass die Ziegen in zwei gegengleichen Reihen Kopf an Kopf zusammengebunden, also die Euter von hinten gut erreichbar sind. Mit einem einzigen Seilzug wird die verknotete Gruppe dann wieder befreit.
Michael Oppitz hat seinem Film bei Syndikat 1981 den Bild-Textband
„Schamanen im blinden Land“ folgen lassen, der die Einbindung des Lebens der Magar in die stets lebendiggemachten mythischen Gesänge vorführt.