Das neue Buch der nigerianischen Schriftstellerin Sefi Atta „It’s my turn now“ greift das Thema Drogenschmuggel auf – eingebettet in den ganz normalen Alltag Nigerias.
Südwind Magazin: Was wollen Sie mit Ihren Büchern erzählen?
Sefi Atta: Bei meinem neuesten Werk war es für mich vor allem wichtig, die Menschen zu verstehen, über die ich in der Zeitung schon so oft gelesen habe: so genannte Mulis – Drogenkuriere, die zum Beispiel in Plastik verpackte Kokainkugeln schlucken und sie so über die Grenze bringen. Oft sind es Frauen, die in den Drogenschmuggel gezogen werden, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Als ich zu schreiben begann, merkte ich, dass es nicht nur um den Drogenschmuggel geht, sondern um etwas Anderes, etwas viel Größeres. Es geht um die Lebensbedingungen, die Geschichte und die kulturelle Umgebung, in denen die Mulis erzogen worden sind. Nur weil der Drogenschmuggel in Nigeria existiert, heißt das nicht, dass die Leute da automatisch hineingezogen werden, um ihr Leben zu bestreiten.
Ist der Drogenschmuggel ein großes Problem in Nigeria?
Wir sind eines der vielen Länder, die von einem großen Drogenschmuggel-Problem betroffen sind. Das hat natürlich auch mit unserer geografischen Lage zwischen dem Osten und Westen zu tun. Wenn man über die Drogenproblematik spricht, muss man sich die ganze Welt anschauen: Wo die Drogen wachsen oder produziert werden – meistens im Osten; wo sie konsumiert werden – meistens im Westen; und wo die Häfen dazwischen liegen – eben in Nigeria. Das ist ein weltweites Problem, nicht nur ein nigerianisches.
Sind viele Frauen in den Transport involviert?
Männer, Kinder und Tiere sind als Mulis verwendet worden. Aber traditionellerweise waren es vor allem Frauen. Denn für sie ist es schwierig, Arbeit zu finden und sie wirken bei Grenzübertritten meistens unverdächtig.
Frauenfreundschaften sind ein prägendes Thema Ihrer beiden letzten Bücher. Haben diese einen besonderen Stellenwert für sie?
Das ist eines der Themen, über die ich nachdenke. Ich habe auch Bücher geschrieben, die nichts mit Freundschaften zu tun haben. Wichtig ist mir auch die Beziehung zwischen Töchtern und Müttern. In diesen beiden Büchern sind diese Themen sehr präsent.
Sie leben schon seit langer Zeit außerhalb von Nigeria, leben jetzt in den USA. Wieso schreiben Sie immer noch über ihr Heimatland und nicht über Ihre neue Heimat?
Ich bin immer überrascht über diese Frage – denn ich bin einfach Nigerianerin. Und mein Erleben ist nigerianisch. Wenn Sie als Europäerin nach Afrika ziehen, werden Sie ja auch nicht automatisch zur Afrikanerin. Sie werden die Welt auch weiterhin als Europäerin erleben.
Sefi Atta war auf Einladung des VIDC im Mai in Wien.
Siehe Rezension des Atta-Buches auf S.46.
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