Hg. und aus dem guatemaltekischen Spanisch übertragen von Erich Hackl. Mit Holzschnitten von Christian Thanhäuser. Edition Thanhäuser, Ottensheim an der Donau 2005, 111 Seiten, € 24,50
„Als ich klein war, fürchtete ich mich vor den Weißen und vor den Fremden. / Ich versteckte mich zwischen den Töpfen aus Ton, die meine Großmutter hinter der Küche aufbewahrte.“ In Momostenango im Hochland des nördlichen Guatemala ist Humberto Ak’abal aufgewachsen, ein Angehöriger der K’iche’-Maya. Sechs Jahre lang ging er zur Schule und musste früh schon arbeiten. Doch ebenfalls sehr früh begann die Welt der Literatur auf den Indio-Jungen eine ungeheure Faszination auszuüben, er las alles, was er nur irgendwie bekommen konnte, und von dem später als Lastenträger in der Hauptstadt verdienten Geld kaufte er sich gebrauchte Bücher.
In dem soeben in einem kleinen oberösterreichischen Verlag erschienenen Gedichtband sind viele Erinnerungen an die Kindheit und Jugend in Momostenango vereinigt, an eine Zeit voller Gespenster und Ängste, an den Großvater und Urgroßvater, an Zwerge und Narren.
Der Maya-Poet ist mittlerweile wohl der erfolgreichste indigene Dichter der Gegenwart; seine Bücher werden in immer mehr Sprachen übersetzt, in Italien wurden bzw. werden fünf Diplomarbeiten über ihn geschrieben, in Japan hat er viel Zustimmung gefunden, eine hebräische Übersetzung ist in Arbeit.
Bis zum vergangenen Herbst lebte Ak’abal in seinem Heimatdorf. Den bedeutendsten Literaturpreis des Landes, den nach dem Nobelpreisträger Miguel Angel Asturias benannten Nationalpreis, wies er zurück, da dieser sich sowohl in seiner Dissertation als auch bis ins Alter abfällig über die Indios seines Landes geäußert hatte. Das brachte ihm unter Intellektuellen und Kulturschaffenden Guatemalas viel Feindschaft ein, woraufhin er in die Schweiz übersiedelte.