Es gibt einen guten Engel im Dschungel von Ecuador – und der heißt Mascha Kauka. Die Münchner Verlegerin arbeitet seit den 1980er Jahren unermüdlich für Projekte mit den so genannten Achuar, die sich selbst als „Wald-Indianer“ bezeichnen. Ziel ihrer Projekte ist es unter anderem, die traditionellen indigenen Lebensweisen mit der Nutzung moderner Technologien zu verbinden.
Wir besuchten die Mustergemeinde Sharamentsa, wo mithilfe von Solar-Technik ein umweltverträglicher, aber hoher Lebensstandard geschaffen wurde und die Tradition trotzdem eine Renaissance erlebt. Wir fliegen in einer kleinen Cessna die Piste der indigenen Siedlung an. Die Achuar begrüßen uns freundlich und zurückhaltend.
Eigentlich eine einleuchtende und keineswegs neue Idee: Solarstrom als Fundament von Entwicklung. Warum die Solarzellen, die gleich beim Anflug ins Auge stechen, hier besonders wichtig sind, steht schnell fest: Äquator-bedingt wird es früh dunkel in Ecuador. Deshalb ist es auch so wichtig, Energie für Licht zu haben. Auch für die Wasserversorgung ist die Solartechnik lebensnotwendig. Die Wasserpumpe pumpt das Wasser mithilfe des Solarstroms auf ein Gestell mit großen Tonnen, die als Speicher dienen. Von dort aus wird jeder Haushalt mit Wasser versorgt.
SharamentsaIn 15 Häusern leben 103 Menschen.
Das Projekt startete 1996. Seither wurde eine Photovoltaik-Anlage von insgesamt 2 KW Leistung installiert. Sollten sich die Batterien wetterbedingt nicht genügend aufladen, gibt es einen Generator, es existiert ein Hybridsystem. In den Nachbargemeinden, wo es Wasserläufe mit genügend Gefälle gibt, werden auch kleine Wasserkraft-Turbinen eingesetzt.
Wassertanks wurden in acht Metern Höhe installiert. Das Wasser hat damit genug Druck, um in die einzelnen Haushalte zu rinnen. Es gibt eine Wasser-Reserve für ein bis drei Tage, was meistens ausreicht. Der Generator muss daher kaum betrieben werden.
Das Dorf ist nur per tagelanger Schifffahrt und per Kleinflugzeug erreichbar.
Es gibt in jedem Haushalt zwei Energiesparlampen – die abends und morgens benutzt werden. Im Durchschnitt gibt es vier Stunden Strom aus der Solaranlage für Licht und Radios. Die Gemeinde hofft, dass in Zukunft kleinere Maschinen wie z.B. Nähmaschinen betrieben und eine Infrastruktur für Tourismus geschaffen werden können.
Link-Tipps:Amazonica, die Stiftung von Mascha Kauka, die u.a. mit der Gemeinde Sharamentsa zusammenarbeitet:
www.amazonica.orgCodeso, Projekte erneuerbarer Energie von Peter May in Ecuador, der in Sharamentsa bei der technischen Umsetzung der Solarprojekte mithilft:
www.codeso.com Interessante Rollen-Aufteilung: Wenig überraschend ist, dass die Frauen für die Wäsche und die Mahlzeiten verantwortlich sind. Und dass die Jagd auf Affen und Vögel Männersache ist, verwundert uns EuropäerInnen wohl auch nicht. Das Kunsthandwerk und das Nähen der Kleider wird ebenfalls von den Männern verrichtet. Das „Bier“ hingegen wird von den Frauen „gebraut“. Dazu wird die Yuka-Frucht, eine kartoffelartige Knolle, von den Frauen gekaut, um sie anschließend ein paar Tage zum „Indio-Bier“, der Chicha, gären zu lassen.
Immer wieder gibt es tagsüber Besprechungen zu den Projekten im Gemeinschaftshaus. Die Amazonica-Akademie ist eines dieser Projekte. Eine zukünftige Universität mitten im Dschungel, wofür auch die Infrastruktur entsprechend gut geplant werden muss. Schließlich sollen die Studentinnen und Studenten das sensible Ökosystem hier nicht durcheinander bringen.
Was sofort auffällt, sind überall gut gelaunte Kinder, die in kleinen Gruppen umherziehen und mit denen wir uns schnell anfreunden. Mit einer Machete in der Hand „bewaffnet“, werden Flugzeuge in den Sand geritzt oder Früchte geschickt aus fünf Meter Höhe abgeschlagen. Von fünfjährigen Kindern! Die Kinder sind es auch, die einmal wöchentlich ihr Dorf aufräumen.
Dass Malaria weitgehend verschwunden ist, verdankt die Gemeinde einer Reihe wirksamer Maßnahmen. So wurde in den vergangenen Jahren eine Sanitätsstation gebaut und die Sanitäter werden nicht nur in der Schulmedizin, sondern auch im traditionellen Naturheilwissen der Medizinmänner ausgebildet.
Mit Strom, Wasserleitungen, einer Landwirtschaft mit Gemüse- und Obstanbau und Kleintierhaltung und einem gut funktionierenden Abfallsystem erscheint das weit abgelegene, von über 100 Personen bewohnte Dorf sehr sauber und gut durchorganisiert. Das war jedoch nicht immer so. Wie es dazu kam, lesen Sie im Interview mit Mascha Kauka.