Die Frage, ob in der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit mit Guatemala die Mittel im heurigen Jahr geringer werden, erhitzt die Gemüter im Außenministerium und in der „Szene“.
Die Geschichte zog ihre Kreise, immer mehr Menschen erfuhren von dem Vorfall und der heftigen Reaktion des Außenamtes. SÜDWIND schlüpfte nun in die Rolle des „Kriminalreporters“ und begann zu recherchieren.
Wie Hans-Georg Danninger telefonisch bestätigte, ist es in den letzten Jahren bei der EZA mit Zentralamerika tatsächlich zu einem Rückgang der Mittel um ca. 50% gekommen, wobei etwa 30% der Dollarkursveränderung und der Rest der allgemeinen Budgetkürzung zuzuschreiben ist. Der stellvertretende Sektionschef Günther Stachel ergänzt, dass jedoch im Fall von Guatemala die geplanten Projektmittel mit insgesamt etwa 1,16 Mio. _ (16 Mio. ATS) konstant geblieben sind, ja diese Planungsziffer im vergangenen Jahr sogar um 0,363 Mio. _ (5 Mio. ATS) überschritten wurde. Von Kürzung also keine Rede. Auch für 2002 sind wieder Projektmittel von 1,16 Mio. _ geplant. Die Zahlen für 2003 stehen noch nicht fest, doch geht man in der ÖEZA von einer gleichbleibenden Förderhöhe aus. War also Leo Gabriel mit seiner spektakulären Kritik im Unrecht?
Wie der Journalist in einer Antwort an Sektionschef Lennkh Ende März ausführt, habe er sehr wohl gründlich recherchiert und die bei der Preisverleihung an die „Ehrenamtlichen“ kritisierte Kürzung der EZA-Mittel für Guatemala würde seinem damaligen Wissensstand entsprechen – siehe den einleitend erwähnten Brief von Regionalbeauftragtem Danninger. Gabriel beklagt, dass er trotz intensiver Bemühungen bis März d.J. nicht herausfinden konnte, ob und wie viel heuer bei Guatemala und El Salvador gekürzt werde, und fordert ein „Nachdenken über die Notwendigkeit einer größeren Transparenz der Vergabepolitik des Außenministeriums“ ein.
In Zukunft sollen – gemäß einer Richtlinie der EU – Projektmittel immer häufiger durch öffentliche Ausschreibungen vergeben werden. An denen können neben den Fachorganisationen des Bereichs auch Privatunternehmen teilnehmen. Diese von der EU geförderte Tendenz macht die Situation für NGOs kompliziert und schwierig und führt zu einer beträchtlichen Planungsunsicherheit. So werden laut Danninger Horizont3000, der größten in Zentralamerika aktiven Organisation, die Projektmittel für 2003 um 100% gekürzt, also völlig gestrichen – „dafür“ kann sich Horizont3000, genau so wie andere NGOs und Firmen, für das nächste Jahr an einer Ausschreibung beteiligen. Diese wird vermutlich heuer im September veröffentlicht.
Eine weitere Schwierigkeit liegt für die NGOs auch in der Langsamkeit der Behandlung durch die staatlichen Stellen: So wurden Zentralamerika-Projekte von Horizont3000 für 2001 erst im heurigen Februar unterschrieben.
Die Guatemala-Solidarität freut sich auf jeden Fall über die 100.000 Schilling, die sie für ihr ehrenamtliches Engagement – aus Mitteln der EZA – gewonnen hat, und unterstützt damit eine Rückkehrergemeinde mit abgerüsteten Guerilleros in Guatemala sowie die Öffentlichkeitsarbeit in Österreich.
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