Johannes Steiner (Hsg.)
Sachbuch, Verlag noir, Wien, 380 S., € 19,90
Der Anteil der hungernden Menschen hat sich in den vergangenen 50 Jahren halbiert. Das ist die gute Nachricht. Dennoch erreichte die Anzahl der Hungernden vor wenigen Jahren mit einer Milliarde Menschen einen makabren Allzeitrekord. Rechnet man die Opfer ernährungsbedingter Mangelkrankheiten dazu, kommt man auf eine tägliche Bilanz von 100.000 Toten, so Hans Putzer in seinem Essay „Hunger macht Krieg“. Trotzdem werden diese erschreckenden Zahlen von den meisten Menschen achselzuckend zur Kenntnis genommen.
„Hunger macht Krieg“ ist eines von zwölf Kapiteln des Sammelbandes „Grenzen des Hungers“, der vom Institut für Umwelt, Frieden und Entwicklung (IUFE) mit Fördergeldern der Austrian Development Agency herausgebracht wurde. Das IUFE ist eine Art fortschrittliches und ökologisches Aushängeschild der konservativen ÖVP, das sich einen fachlich hervorragenden Ruf erworben hat, aber leider in der eigenen Partei viel zu wenig gehört wird. Vor allem der Pluralismus an Meinungen, der der Mutterpartei abgeht, macht die Qualität des Buches aus.
Der von fast allen Staaten der Welt ratifizierte Internationale Pakt über die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte verbrieft allen Menschen das Recht, „vor Hunger geschützt zu sein“ und verweist auf die Notwendigkeit einer gerechten Verteilung der Nahrungsmittel der Welt. Brigitte Reisenberger und Sophie Veßel von FIAN für das Recht auf Nahrung machen in „Europas Hunger nach Energie“ darauf aufmerksam, wie die Importe von Agrarsprit den Menschen in den Erzeugerländern Nahrungsmittelknappheit und Elend bringen können. Edeltraud Novy von WIDE Österreich zeigt auf, wie Fairtrade einen Beitrag zur Hungervermeidung leisten kann.
Verantwortlich für den Hunger in Teilen der Welt seien nicht nur Konzerne und SpekulantInnen, sondern letzen Endes wir alle, urteilt Josef Nussbaumer im Präludium zum Buch. Wenn alle Menschen sich ernähren wollten wie wir in Europa und den USA, würde die landwirtschaftliche Produktion dieser Welt nicht ausreichen.
Ralf Leonhard
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