Die Schuldenkrise der 1980er und 1990er Jahre führte zu einer weltweiten humanitären Katastrophe. „Strukturanpassung“ war der verharmlosende Name für das entwicklungspolitische Schreckgespenst dieser Zeit. Die „Bretton Woods“-Zwillinge Internationaler Währungsfonds und Weltbank verordneten Schuldnerländern im Süden rigorose Sparprogramme bei den Staatsausgaben – sprich im öffentlichen und sozialen Bereich, bei gleichzeitiger Öffnung und Exportorientierung der Wirtschaften.
Die Länder verloren ihre Souveränität, soziale Parameter wie Bildung und Kindersterblichkeit wiesen nach unten und das prognostizierte wirtschaftliche Wachstum traf größtenteils nicht ein. Die „bittere Pille“, wie man die Strukturanpassungsprogramme in den Medien gerne nannte, erwies sich als giftig. Die Schuldenkrise im Süden hat die Ungleichheit in der Welt wesentlich verschärft.
Vergleichbare unbrauchbare Rezepte wie im Süden werden aktuell auch in Europa angewendet, um die Schuldenkrise zu managen, die sich von Süd nach Nord verlagert hat.
Aktuell spricht man von Sparpaketen, die infolge des „Über-die-Verhältnisse-Lebens“ notwendig geworden seien. Beim näheren Hinschauen und Nachrechnen ergibt sich jedoch ein vielschichtigeres Bild; nachzulesen auf den folgenden Thema-Seiten, die wir von unserer Partnerzeitschrift New Internationalist übernommen haben. Normale BürgerInnen baden die Konsequenzen unverantwortlichen Handelns der Banken aus.
Selbst wenn es einfach schlechte Politik ist, weil die PolitikerInnen von der Komplexität der Situation überfordert sind – bemerkenswert ist das Ergebnis. Reiche und Großkonzerne profitieren von Privatisierungen, der Schwächung von Gewerkschaften und der Streichung von Sozialleistungen. Finanzkrise und Sparprogramme führen zu einer großangelegten Umverteilung von unten nach oben. KritikerInnen werfen den westlichen Regierungen vor, sich in Pseudoerklärungen und Pseudorechtfertigungen zu ergehen, während sie sich zum Diener der Finanzwelt und der Großkonzerne gemacht haben.
Europa könnte aus der Schuldenkrise im Süden viel lernen.
Irmgard Kirchner
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