Sachbuch. Molden Verlag, Wien 2008. 182 Seiten, € 19,95
Wir leben auf einer Insel der Seligen. Diese Tatsache wird einmal mehr deutlich, wenn Wolfgang Machreich Bilder von Menschen zeichnet, die aus anderen Ländern nach Österreich gekommen sind, und ihre Schicksale zeigt.
Ganz gleich, ob es sich um den Journalisten Simon Inou, Königsenkel aus Bana handelt, um Nuran Ekingen aus der Türkei, Studentin im FH-Lehrgang „Soziale Arbeit“ in Innsbruck, den in Äthiopien geborenenen Abate Ambachew, Marathonläufer und Burgtheater-Schauspieler, oder um Amita Lugger, Inderin und jetzige Obfrau der Wiener Integrationskonferenz. Ihr Kampf um ein Dasein in Freiheit und Würde, der bereits in der Heimat begann, fand auch in Österreich nicht so schnell sein Ende.
Dass sie es überhaupt geschafft haben weiterzuleben, ist kaum zu glauben: Ekingen findet auch nach zehnjähriger Folterhaft dank der Hilfe engagierter ÖsterreicherInnen wieder Kraft zum Weiterleben, Inous Zeit der Kufenschleiferei von Eislaufschuhen hat ihr Ende gefunden und er kann „alles schreiben, ohne (…) fürchten zu müssen, morgen tot zu sein!“ und Lugger kontert auf wienerisch „Bist selber bled“, wenn sie einem anderen „bled“ vorkommt.
Solche gelungenen Integrationsprozesse hören sich märchenhaft an, der Autor – Redakteur bei der Wochenzeitschrift „Furche“ – belässt es aber nicht dabei: Mit der Verknüpfung von Einzelschicksalen und dem aktuellen integrationspolitischen sowie rechtlichen Diskurs zum Bleiberecht von AsylwerberInnen macht er einerseits deutlich, wie schwierig es ist, hier Fuß zu fassen, und zeigt andererseits, welche Strategien eine Entschärfung der Situation bewirken könnten. „Österreich ist sein Land, hier hat er seine Wohnung, hier hat er seinen Hund, hier hat er seinen Beruf“, schreibt Machreich über den Burgschauspieler Ambachew. Aber akzeptiert wird er deshalb noch lange nicht. Als LeserIn stellt sich die Frage: Wann wird er und wann werden auch die vielen anderen AsylwerberInnen endlich landen?